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Beratungsstelle warnt vor mehr rechter Gewalt in Thüringen

Fachleute für rechte Gewalt sehen in Thüringen aktuell Parallelen zu den 1990er Jahren. Die Beratungsstelle Ezra spricht von einem “Massenphänomen” – und fordert konkrete Schritte dagegen.

Die Opferberatungsstelle Ezra hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als 200 Fälle von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen erfasst. In den 206 Fällen waren demnach mindestens 315 Menschen direkt betroffen oder sie wurden mit angegriffen. Im Vergleich zu 2023 mit 181 Fällen sei die Zahl deutlich gestiegen und habe erneut einen Höchststand erreicht, teilte die Beratungsstelle am Donnerstag in Erfurt mit.

“Rechte Gewalt nimmt seit Jahren kontinuierlich zu und entwickelt sich – im Zusammenspiel mit hohen Zustimmungswerten zu extrem rechten Positionen – zu einem Massenphänomen”, warnte Ezra-Projektleiter Frank Zobel. “Wir beobachten ähnliche Tendenzen wie in den 1990er Jahren.” Zobel forderte eine langfristige Finanzierung von Beratungsstellen, das Einrichten einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft zu Hasskriminalität und die Benennung eines Landesopferschutzbeauftragten.

Die Statistik der Polizei zu politisch motivierter Kriminalität zeigt für 2024 im Vergleich zum Vorjahr in Thüringen ebenfalls einen Anstieg bei rechten Gewalttaten: von 93 auf 133 erfasste Fälle. Auch die Zahl der von links motivierten Gewalttaten stieg von 24 auf 42. Die Zahl der nicht eindeutig zugeordneten Fälle nahm von 36 auf 44 zu.

Träger der Beratungsstelle Ezra ist der Verein Re:solut, ein selbstständiges Werk der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die Stelle wird aus Bundes- und Landesmitteln finanziert.