Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes beklagt Lücken bei der Forschung über Handeln und Entscheidungen der Polizei. Die Polizei spiele eine zentrale Rolle im Rechtsstaat, indem sie das Gewaltmonopol des Staates durchsetze, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Ferda Ataman, anlässlich der Veröffentlichung einer Studie über Forschungslücken am Donnerstag. Deswegen müsse Polizeiarbeit überprüfbar sein, sagte Ataman und forderte mehr Transparenz, mehr Beschwerdestellen, Sensibilisierung und Änderungen im Bundespolizeigesetz, um gegen Diskriminierung zu wirken.
Die vorgelegte Untersuchung hat auf Grundlage anderer Studien untersucht, an welchen Stellen es Wissenslücken über das Handeln der Polizei gibt. Angeschaut haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Bereiche wie Personenkontrollen, Ermittlungen, Aufstiegschancen von Frauen in der Polizei und den Umgang mit Beschwerden. Man müsse an vielen Stellen genauer hinschauen, sagte eine der Autorinnen, Daniela Hunold. Anlass der Studie war der fünfte Jahrestag der „Black Lives Matter“-Proteste vor allem in den USA nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einer Polizeikontrolle.
Ein Bereich dabei ist das sogenannte Racial Profiling, das heißt Kontrollen von Personen aufgrund äußerer Merkmale. Für die Polizei sei das ein Spannungsverhältnis, sagte der Bundespolizeibeauftragte Uli Grötsch (SPD) und verwies auf die aktuell verstärkten Grenzkontrollen. Die Polizistinnen und Polizisten sollten dort gegen irreguläre Migration vorgehen, bekämen aber Ärger, wenn sie deswegen vor allem etwa dunkelhäutige Menschen kontrollieren. Grötsch sprach sich für mehr Sensibilisierung für das Thema aus.
Ataman forderte, im Bundespolizeigesetz klarzustellen, dass es Racial Profiling nicht geben dürfe. Forscherin Hunold sagte, auf Grundlage älterer Forschungsergebnisse sei auch bekannt, dass das Heranziehen anderer Kriterien Erfolg versprechender sei. Es sei bei Kontrollen mit einem Fokus auf Migration etwa sinnvoller, darauf zu achten, ob viele Koffer mitgeführt werden. Den schwarzen Deutschen, der gerade von einer Konferenz in der Schweiz komme, würde man dann nicht kontrollieren, sagte Hunold.