Sie sind nicht die ersten, die darüber gesprochen haben, aber sie sind die ersten, die eine Entscheidung getroffen haben: Die Evangelische Kirche im Rheinland hat auf ihrer Synode erklärt, dass sie den Beamtenstatus von Pastoren abschaffen möchte. Ein konkreter Vorschlag soll in einem Jahr vorgelegt werden. Man mag das gut finden oder auch nicht. Befürworten muss man den Willen, alles auf den Prüfstand zu stellen.
Die knappen Finanzen der Kirche, die sinkenden Mitgliederzahlen, das sich verändernde Selbstbild der Kirche – all das macht es dringend notwendig zu überlegen, wie die Kirche der Zukunft aussieht. Dabei darf nichts von vornherein ausgeschlossen werden. Da sind die Bestrebungen im Rheinland nur konsequent.
Auch andere Landeskirchen diskutieren über Beamtenstatus von Pfarrern
Schon lange finden Gespräche und Diskussionen darüber statt, wo die Kirche sparen kann, wie sie sich verändern muss. Doch es ist wohl das erste Mal, dass breit und von offizieller Seite der Beamtenstatus von Pastorinnen und Pastoren diskutiert und ein Beschluss gefasst wurde. Fast schon revolutionär.

Auf Dauer günstiger und weniger Versorgungslasten für künftige Generationen – im Rheinland hoffen sie, dass sie mit der Entscheidung nicht allein bleiben. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. So hatte im Herbst bereits der Prälat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Burkhard zur Nieden, den Beamtenstatus von Pfarrerinnen und Pfarrern infrage gestellt. Man wolle Leute anziehen, die Flexibilität nicht scheuen, sagte der Prälat. Die Ansprüche an Pastorinnen und Pastoren werden sich ändern müssen.
Beamtenstatus auf dem Prüfstand sollte erst der Anfang sein
Es ist gut und richtig, dass damit Denkverbote fallen. Der Beamtenstatus ist nur ein kleiner Teil, man muss alles betrachten, alle Seiten in den Blick nehmen. Ganz so, wie es die Jahreslosung fordert: „Prüfet alles, aber das Gute behaltet.“
Alles prüfen und nur das Gute behalten – das dauert, es ist schwierig und schmerzhaft. Doch nur so kann eine gerechte Entscheidung getroffen werden. An dem Veränderungsprozess führt kein Weg vorbei, er ist notwendig, um nicht nur das Überleben der Kirche zu sichern, sondern sie zukunftsfähig zu machen. Damit ihr Profil und ihre Inhalte – über die Verkündigung hinaus –, ihre Organisation und Struktur zu Mitgliedern und Gläubigen passen und sie so wieder zu einer Kirche werden kann, hinter der die Menschen stehen.