Gesunde schwangere Frauen bekommen nach Angaben der Barmer mehr Ultraschall-Untersuchungen als medizinisch empfohlen. Die Krankenkasse veröffentlichte am Mittwoch in Berlin den aktuellen Versorgungskompass zur Geburtshilfe und Hebammen-Versorgung. Daraus geht auch hervor, dass die Herztöne des ungeborenen Kindes zu häufig gemessen werden.
Gesunde Frauen erhielten in etwa genauso viele Untersuchungen wie Schwangere mit medizinischen Risikofaktoren, bilanziert das Barmer-Institut für Gesundheitssystemforschung. Grundlage der Auswertung sind Abrechnungsdaten von Barmer-Versicherten.
Damit übersteigt die Versorgung die Vorgaben der Mutterschafts-Richtlinie. Diese sieht vor, dass gesunde Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft drei Ultraschall-Untersuchungen erhalten. Zusätzliche Untersuchungen sollen nur erfolgen, wenn ein konkretes Risiko besonders überwacht werden muss. CTG-Aufnahmen, mit denen Herztöne des Kindes und Wehen der Mutter aufgezeichnet werden, werden nur bei klaren medizinischen Indikationen empfohlen.
Nur ein Drittel der gesunden Frauen mit einer unauffälligen Schwangerschaft erhielten die vorgesehenen bis zu drei Ultraschall-Untersuchungen. Obwohl nicht empfohlen, wurden diese Gruppe im Schnitt zudem fünfmal mit CTG kontrolliert. Die Daten der Barmer zeigen, dass im Jahr 2022 für rund 84 Prozent aller Schwangerschaften mindestens ein Risikofaktor verzeichnet war. Der Anteil gesunder Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft lag den Abrechnungsdaten zufolge nur bei 15,8 Prozent. Drei Jahre vorher, im Jahr 2019, waren es mit 11,7 Prozent noch weniger.