Australien will Klima-Flüchtlinge aus dem nur knapp über dem Meeresspiegel liegenden Südseeinselstaat Tuvalu aufnehmen. Im Gegenzug erhält es ein Vetorecht bei Tuvalus Außen- und Sicherheitspolitik. Australiens Premierminister Anthony Albanese nannte das Abkommen am Freitag bahnbrechend. Australien werde verpflichtet, der kleinen Nation bei Notfällen wie Naturkatastrophen, Pandemien und militärischen Konflikten zu helfen.
In einer gemeinsamen Presseerklärung betonten Albanese und sein Amtskollege Kausea Natano aus Tuvalu: “Das spiegelt unser Verständnis wider, dass unsere Interessen als pazifische Länder miteinander verflochten sind und dass Entscheidungen des einen die Interessen des anderen beeinflussen können.” Albanese und Natano gaben die Vereinbarung am Rande des Treffens des “Pacific Islands Forum” der Inselstaaten in Rarotonga auf den Cook-Inseln bekannt.
Im Rahmen des Abkommens über “gute pazifische Nachbarschaft” sollen jährlich 280 Menschen aus dem mehrheitlich christlichen Tuvalu nach Australien übersiedeln können. Insgesamt hat Tuvalu mehr als 11.000 Einwohner auf neun Inseln. Tuvalu ist konkret vom Untergang durch den steigenden Meeresspiegel bedroht.
Australiens Vetorecht bei Tuvalus Außen- und Sicherheitspolitik betrifft politischen Beobachtern zufolge in erster Linie das Verhältnis Tuvalus zu China. Im Südpazifik hat der strategische Wettbewerb zwischen China und dem Westen zugenommen. Tuvalu erkennt derzeit Taiwan und nicht die Volksrepublik China an. Australiens Regierung ist sich laut Experten aber bewusst, dass sich dies schnell ändern könnte, nachdem auch andere Pazifikstaaten wie die Salomonen und Kiribati 2019 Sicherheitsabkommen mit Peking abschlossen.