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Ausstellung zu politischer Justiz der Weimarer Republik

Die Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße befasst sich in ihrer neuen Ausstellung mit politischer Justiz in Potsdam zwischen 1919 und 1933.

Die Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße befasst sich in ihrer neuen Ausstellung mit politischer Justiz in Potsdam zwischen 1919 und 1933. Unter dem Titel „Auf dem rechten Auge blind…“ werden Biografien, Dokumente und verschiedene Exponate präsentiert, darunter historische Polizeiausrüstung. Die Dokumentation richte einen kritischen Blick auf die Rechtsprechungspraxis am Potsdamer Amts- und Landgericht in der Weimarer Republik, hieß es zur Präsentation am Donnerstag. Zu sehen ist die Ausstellung ab Freitag und läuft bis zum 7. Januar.

Die Tendenz „Milde gegen rechts, rigide Härte gegen links“ sei für diese Zeit auch in Potsdam nachweisbar, hieß es. Kurator Johannes Leicht sagte, Delikte von links seien von den Richtern meist als Angriffe auf den Staat, Delikte von rechts als Verteidigung des Vaterlandes bewertet worden.

Ausgehend von der Reichsverfassung von 1919 erläutert die Ausstellung den demokratischen Rechtsrahmen und dokumentiert mehrere Justizverfahren. Dazu gehört auch der Prozess gegen den Mörder des 17-jährigen Herbert Ritter. Der Jugendliche war 1931 auf dem Heimweg von einer Veranstaltung der Jungkommunisten von einem SA-Mitglied erschossen worden. Der Täter wurde später wegen illegalen Waffenbesitzes zu zwei Wochen Haft verurteilt.

Die Ausstellung veranschauliche auch mit bisher unbekannten Zeitzeugenberichten ein Stück Justizgeschichte, hieß es. Sie zeige, wie die Bereitschaft zur politisch tendenziösen Rechtsprechung zur Aushöhlung des Rechtsbewusstseins in der Bevölkerung und zum Vertrauensverlust in rechtsstaatliche Prinzipien beigetragen habe.