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Ausstellung “Pippis Papa” in Hamburg

Eine besondere Lebensgeschichte präsentiert das Hamburger Museum am Rothenbaum (MARKK) ab Freitag (6. September) in der Ausstellung „Pippis Papa und eine wirklich wahre Geschichte aus dem Pazifik“. Bis Ende 2025 gebe die Schau für Kinder und Erwachsene Einblicke in die deutsche Kolonialgeschichte im Pazifik, teilte das Museum mit. Zum Eröffnungswochenende (7. und 8. September) finde ein buntes Programm aus Workshops, Musik und Spielen statt. Die Schau sei für Kinder ab neun Jahren geeignet.

Ausgangspunkt der Ausstellung sei der schwedische Seefahrer Carl Pettersson (1875-1937), der nach einem Schiffbruch auf den Tabar-Inseln im Bismarck-Archipel (heute: Papua-Neuguinea) lebte, mit seiner pazifischen Frau Singdo eine Familie gründete, Kokosplantagen anlegte und später erfolgreich nach Gold schürfte. Die Geschichte von Pettersson weise verblüffende Ähnlichkeiten mit der bekannten literarischen Figur des Efraim Langstrumpf auf, der als König über „Taka-Tuka-Land“ herrscht und seine in Schweden lebende Tochter Pippi mit Goldmünzen versorgt. Ob die Autorin Astrid Lindgren von Petterssons Geschichte tatsächlich inspiriert wurde, sei jedoch bis heute unklar.

Kinder können die Inhalte der Ausstellung spielerisch und aktiv über eine raumgroße und bunte Rampe entdecken. Der Vogel Manu begleitet die jungen Gäste mit seinen unterschiedlichen Gemütsregungen und Kommentaren, um die Inhalte der Ausstellung zu reflektieren. Mithilfe von interaktiven Spielstationen werden die kolonialen Verbindungslinien zwischen Hamburg und dem Pazifik gezeigt.

Neben der Biografie von Carl Pettersson erzählt die Ausstellung vom Plantagenwesen, den Lebensbedingungen der davon betroffenen Menschen und den Handelsnetzwerken zwischen den Inseln und Europa. Neben Plantagenprodukten handelte Pettersson mit Malagan-Schnitzkunstwerken. Die geschnitzten Skulpturen hätten zur Verabschiedung Verstorbener im Norden der Insel gedient. Sie gälten als Gefäß, um die Seelen in die nächste Welt zu überführen, hieß es.

Im Blickpunkt stehen auch die Kinder von Petterson, die wie andere Nachkommen weißer Kolonialherren und pazifischer Frauen isoliert in deutschen Missionsschulen ausgebildet worden seien. Thema ist auch die aktuelle Debatte über koloniale Weltbilder in der Kinderliteratur des 20. Jahrhunderts. Die auf Kinder, Jugendliche und Familien ausgerichtete Ausstellung soll zum Nachdenken über abwertende oder rassistisch gezeichnete Figuren, Bilder oder Ausdrücke in klassischer Kinderliteratur anregen. Die Schau werfe einen differenzierten Blick auf Pippi Langstrumpf, die eine Ikone der antiautoritären Erziehung als auch des weißen Feminismus sei, hieß es.

Erst Anfang der 2000er Jahre machte ein schwedisches Forschungsprojekt auf die Parallelen zwischen Efraim Langstrumpf und Pettersson aufmerksam. Durch das Projekt lernten die schwedischen Familienzweige ihre pazifischen Verwandten kennen. Nachdem sie erfuhren, dass Petterssons Frau Singdo nach ihrem frühen Tod nie eine Malagan-Zeremonie erhalten hatte, kehrten sie 2003 zurück: Gemeinsam mit ihren Verwandten in Neuirland holten sie die Zeremonie für Singdo nach. Ein Video ist in der Ausstellung zu sehen.