Romy Schneider – wenn der Name dieser Schauspielerin in Deutschland fällt, denken Filmfreunde meist an Sissi. 1955 verkörperte die damals gerade 17-Jährige im ersten Film der Sissi-Trilogie die österreichische Kaiserin Elisabeth. Eine schöne junge Frau in prunkvollen Kleidern mit juwelenbesetzter aufwändiger Frisur und bezauberndem Lächeln – so wird im Sissi-Film der junge Star dem Publikum bis heute jährlich mindestens einmal im Fernsehen präsentiert.
Von diesem Image und den in den 50er-Jahren in Deutschland populären Heile-Welt-Filmen wollte Schneider wegkommen und ging deswegen 1958 nach Frankreich. Dort startete sie eine internationale Karriere und feierte als wandlungsfähige Charakterdarstellerin mit zum Teil düsteren Rollen große Erfolge, die in Deutschland oft nur wenig Publikum fanden.
Filmplakate aus der Nachschau
Auch an diese Filme erinnert derzeit das Museum Wilhelm Busch in Hannover mit einer besonderen Ausstellung – es präsentiert Filmplakate mit Romy Schneider, die der Wiener Zeichner Nicolas Mahler entworfen hat, nachdem er sich alle 58 Schneider-Filme angeschaut hatte.
Sie zeigen die Schauspielerin von Weltruhm manchmal im Porträt frontal, manchmal von der Seite, oft mit einem tragischen oder melancholischen Gesichtsausdruck. Der passt zu den Titeln ihrer Filme wie „Trio Infernal“ (auf dem Plakat Schneider mit Blut am Körper), „Death Watch“ (mit olivfarbenem Gesicht und pinken Brillengläsern) oder „Mädchen in Uniform“ (mit streng zurückgekämmter Frisur vor lila Hintergrund).
In Frankreich wird Schneider 1974 für ihre Rolle als enthemmte und skrupellose Luxusfrau in „Trio Infernal“ an der Seite von Michel Piccoli gefeiert. „Deutsche haben sie für diesen Film gehasst, weil er dem Sissi-Bild widersprach“, sagt Mahler. Für solche Kritik ihrer einstigen Fans hatte sie nur Verachtung über, die in der Ausstellung an einer Wand über einem Sissi-Plakat mit einem Zitat von ihr so zum Ausdruck kommt: „Jeder, der glaubt, ich sei wie im Film, ist ein Idiot.“
„Ich will endlich ich selber sein“
Doch die Kritik aus Deutschland hat noch andere Wurzeln. 1975 spielt Schneider in „Das andere Gewehr“ eine Frau, die im Krieg von SS-Soldaten vergewaltigt und mit einem Flammenwerfer umgebracht wird – ein Streifen, der in Frankreich nach den Sissi-Filmen Schneiders größter Kassenschlager und mit dem César als bester Film des Jahres ausgezeichnet wird. In Deutschland dagegen kritisiert der „Spiegel“ die Darstellung der Nazis als versoffen, geil, großmäulig, feige und brutal – zudem wird die Vergewaltigungsszene in der deutschen Version herausgeschnitten.
Im selben Jahr verkörpert Romy Schneider in „Nachtblende“ eine Schauspielerin, die als Charakterdarstellerin brillieren möchte, aber nur Rollen in billigen Schmuddelfilmen bekommt. Dafür bekommt sie 1975 in Frankreich den Preis für die beste Schauspielerin. Auf negative Kritik reagiert sie so: „Es interessiert mich einen Dreck, was die Leute von mir halten.“ Nachtblende-Regisseur Andrzej Żuławski, einer der Lieblingsregisseure von Schneider, gesteht freimütig: „Ich habe sie benutzt, wie wir sie alle benutzt haben.“ Ein Zitat aus Mahlers Buch „Romy Schneider“ zur Ausstellung, das neben allen Plakatentwürfen eine Kurzbeschreibung für jeden Film sowie Kommentare von Schneider zu den jeweiligen Produktionen beinhaltet.
Das Buch endet mit einem Zitat der Schauspielerin und weist auf ihren Tod 1982 mit nur 43 Jahren hin. Darin heißt es: „Ich liebe meine Arbeit, sie ist meine Passion. Aber ich bin es leid, immer wieder andere Frauen zu sein. Ich will endlich ich selber sein. Ich will mich endlich ausruhen.“
Die Ausstellung im Museum Wilhelm Busch ist bis zum 17. November zu sehen. Di-So, 11-17 Uhr. www.karikatur-museum.de