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Ausgezeichnet

Bank für Kirche und Diakonie steigert Bilanzsumme auf 5,1 Milliarden Euro. Margot Käßmann würdigt Trennung von Kirche und Staat als Verdienst der Reformation

Andreas Buck

DORTMUND – Die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) hat ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr deutlich steigern können. Bei der Generalversammlung der Bank in Dortmund präsentierte der Vorsitzende Ekkehard Thiesler vor 200 Mitgliedern die Zahlen für das Geschäftsjahr 2015. „Wir müssen uns nicht fürchten, wir sind gut aufgestellt.“ Die Bilanzsumme stieg um 5,9 Prozent und lag am 31. Dezember 2015 bei 5,1 Milliarden Euro.
Thiesler zeigte sich auch zufrieden mit den Wertpapieranlagen und Einlagen der Kunden, die um fast zehn Prozent auf sieben Milliarden Euro gestiegen sind. Der Jahresüberschuss beträgt etwa 7,5 Millionen Euro. An neuen Krediten stellte die Bank im vergangenen Jahr 220,5 Millionen Euro aus. Den Mitgliedern der Genossenschaftsbank kann aufgrund der guten Ertragslage weiterhin eine Dividende von sieben Prozent ausgeschüttet werden.
Trotz der Rekordzahlen der KD-Bank betonte Ekkehard Thiesler, dass die Finanzkrise noch nicht vorbei sei. „Aus Kirchensicht könnten wir uns zum Reformationsjubiläum darüber mit Martin Luther vielleicht sogar freuen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Der Nullzins sei schließlich das Gegenteil von dem Wucherzins, den Martin Luther einst bekämpft hatte. Zwar seien die niedrigen Zinsen auch für Modernisierungsmaßnahmen diakonischer Einrichten günstig; kirchliche Stiftungen dagegen seien durch den derzeitigen Niedrigzins in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Auch die Landeskirchen seien auf stabile Zinserträge angewiesen, um etwa die Alterversorgung ihrer Pfarrer und Angestellten bezahlen zu können.
Die Bankenbranche sei inzwischen zu einer „Problembranche“ geworden. Auf die Bankinstitute kämen Filialschließungen und der Abbau von Arbeitsplätzen im Service-Bereich zu. Die Bank für Kirche und Diakonie sei allerdings nicht mit den Großbanken vergleichbar. „Wir sind überschaubar, steuerbar, in risikoärmeren Geschäftsfeldern unterwegs und nicht systemrelevant.“
Thiesler hob außerdem die gute „Cost-Income“-Rate der KD-Bank hervor, ein Index, der anzeigt, wie effektiv die Verwaltung einer Bank arbeitet: Um einen Euro zu erwirschaften, müssen in der KD-Bank 35 Cent Verwaltungkosten eingesetzt werden. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 60 bis 80 Cent. Auch wenn die KD-Bank demnächst mit 40 Cent pro Euro rechne, liege sie mit dieser Zahl im Branchendurchschnitt weit vorn, betonte Thiesler.
Als Beleg für die gute Qualität der KD-Bank-Arbeit verwies der Vorsitzende auf gleich mehrere Auszeichnungen. So bekam die Bank den „portfolio institutionell Award“ 2016 als beste Bank verliehen. Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ würdigte die KD-Bank zudem als „Best corporate partner“, eine Auszeichnung für Unternehmen, die das Anliegen des Hilfswerks in besonderer Weise unterstützen. Außerdem habe eine aktuelle Kundenbefragung eine außerdordentlich hohe Zufriedenheit gezeigt, so Thiesler.
Die Aufsichtsratsvorsitzende Marlehn Thieme lobte die Arbeit der Bank und hob das neu eingeführte Compliance Management System hervor, das vom TÜV Rheinland zertifiziert worden ist. Die Bank für Kirche und Diakonie erhielt diese Zertifizierung als erste Genossenschaftsbank.
Klaus Winterhoff, ehemaliger juristischer Vizepräsident der westfälischen Landeskirche, gab sein Amt als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender wegen seines Eintritts in den Ruhestand ab. Als sein Nachfolger im Aufsichtsrat wurde Arne Kupke von der Generalversammlung einstimmig gewählt. Kupke ist seit dem 1. Mai juristischer Vizepräsident der EKvW.
Die Theologin Margot Käßmann würdigte anschließend in einem Vortrag vor der Generalversammlung die Trennung von Kirche und Staat als Verdienst der Reformation. Es sei gut für beide Seiten, dass Staat und Religion getrennt seien, sagte die Reformationsbotschaftern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Eine Art „Gottesstaat“ oder auch ein „Diktat der Religion“ fördere die Freiheit nicht, unterstrich sie. Dass Glaube und Vernunft beieinandergeblieben seien sowie die Vorbereitung der Aufklärung, seien eine zentrale Leistung der Reformation. leg/epd