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Ausgeglichener geworden

Ralf Sponholz arbeitet in der Berliner Bahnhofsmission – und ist dort selbst zur Ruhe gekommen.

Von Alexandra Wolff

Fragt man Ralf Sponholz nach seinem Leben, spricht er über seine Arbeit, erzählt von den Menschen, denen er dabei begegnet, aber nur ungern über sich. Hat der 34-Jährige Spätschicht, kann man ihn trotzdem schon um 10 Uhr morgens an seiner Arbeitsstelle in der Bahnhofsmission am Zoologischen Garten in Berlin antreffen. Dort hat er sein Büro als Einzelfallhelfer. Von hier aus hilft er denjenigen Gästen, denen man „nicht mehr mit einem Brot und einem Kaffee helfen kann“, wie sich Sponholz ausdrückt. Will heißen: „Wenn jemand schon 30 oder 40 Jahre lang alkoholabhängig ist, kann man ihn nicht ohne Weiteres davon abbringen.“ Hier sei ein einfaches, aber kost-bares Gut notwendig: Zeit. „Bevor ich zur Bahnhofsmission gekommen bin, war mir gar nicht klar, welche Not hier herrscht“, erzählt Sponholz von der Zeit vor 2010. „Ich dachte, jeder sei seines Glückes Schmied oder sei wenigs-tens durch unser System gut versorgt. Doch dieses System hat Lücken, durch das einige Menschen fallen.“ Und aus diesen Lücken versucht Sponholz die „Schwächsten am Rande der Gesellschaft“ herauszuholen. „Dazu braucht man viel Glück, beziehungsweise Beistand von oben“, sagt er und lächelt dabei verlegen. Gutes Stichwort. Nun sag, wie hältst du’s mit der Religion? „Ich bin erst mit der Arbeit hier in die Kirche eingetreten“, antwortet er.

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