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Aus dem Thüringer Wald an die Küste

Es seien tolle Zeiten, um Kirche zu gestalten, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt. Das möchte die Regionalbischöfin aus Thüringen bald im Norden machen – als neue Landesbischöfin.

Kristina Kühnbaum-Schmidt
Kristina Kühnbaum-SchmidtJulia Fischer

Lübeck. Der Wechsel in eine neue Landeskirche ist Kristina Kühnbaum-Schmidt nicht fremd. Die Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist 2013 aus der Evangelischen Landeskirche in Braunschweig, in der sie aufwuchs und ausgebildet wurde, nach Thüringen gewechselt. "Ich bin eine Grenzgängerin", sagt sie selbst, Ost-West-Themen begleiten sie nicht erst seit fünf Jahren. Am Donnerstag, 27. September, steht sie neben dem Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer als Nachfolgerin von Landesbischof Gerhard Ulrich zur Wahl.  
Das Einarbeiten in neue Strukturen macht ihr keine Sorge. Außerdem sei ihre Grundhaltung, nicht allzu viel Angst vor Veränderung zu haben. "Ich finde, es sind tolle Zeiten, um Kirche zu gestalten", sagt sie. Gerade die junge Nordkirche, die erst Pfingsten 2012 gegründet wurde, empfinde sie als "vielfältige, bunte Kirche". Pluralität und Vielfalt sind für sie eine Bereicherung. 

Hinter die Fassade schauen

Die Kirche zwischen den Meeren, wie die Nordkirche sich bezeichnet, kennt Kühnbaum-Schmidt auch bereits privat gut. Schon bevor sie gefragt wurde, ob sie zur Wahl als Landesbischöfin kandidiere, verbrachte sie ihren Urlaub gern im Norden. In Barth und auf Amrum etwa habe sie es spannend gefunden, zu sehen, "wie die Menschen dort Kirche leben". Auch die Großstädte im Norden kennt sie. 
Der Kontakt zu den Menschen ist der früheren Innenstadt-Pfarrerin von St. Petri in Braunschweig ein "Herzensanliegen". Sie interessiert sich für die Menschen und deren Hintergrund. "Darum wollte ich Pastorin werden", sagt sie. Es gehe oft darum, zu erkennen, was hinter der Fassade steckt, um "die symbolische Sprache". Dabei hilft ihr sicherlich auch ihre pastoral-psychologische Ausbildung.
Ihren Vortrag, mit dem sie sich als Kandidatin vorstellen musste, hielt sie im Dorothee-Sölle-Haus in Altona – benannt nach der Theologin Dorothee Sölle (1929-2003). Sie erinnere sich gut an ihren ersten Besuch in diesem Gebäude zu einem Anerkennungsgespräch als Supervisorin, erzählt Kühnbaum-Schmidt vorab. Auch der Theologin Sölle ist sie damals begegnet. Darum sei es etwas ganz Besonderes für sie gewesen, im Dorothee-Sölle-Haus sprechen zu können.

Offen für Soziale Medien

Zur Vorstellung für die Nachfolge des Landesbischofs gehörte für beide Kandidaten auch eine Predigt im Schweriner Dom. Das sei ein beeindruckender Moment gewesen. "Die Atmosphäre im Dom ist mir sehr zu Herzen gegangen", sagt sie bewegt. Die helle Kirche und der große Lebensbaum hätten indirekt gut zu ihrer Predigt gepasst. Darin ermunterte sie die Besucher, mehr Liebesbriefe zu schicken. Sie selbst schreibt sie ihrem Mann, der ebenfalls Pfarrer ist, und ihrer Tochter.
Zur Entspannung begibt sich Kühnbaum-Schmidt regelmäßig ins Wasser. "Beim Schwimmen bekomme ich den Kopf frei." Dabei sei es eigentlich egal, wo sie ist, einen Badeanzug hat Kühnbaum-Schmidt auf Reisen immer dabei.  
Facebook, Twitter und Co. steht die Mutter einer erwachsenen Tochter offen gegenüber. "Ich finde, dass wir als Kirche die Sozialen Medien gut nutzen können." Aber dann müsse vorher gut überlegt sein, was man damit will. Außerdem gehe das nur als Team. "Wenn wir uns dafür entscheiden, dürfen wir aber nicht nur senden, sondern müssen auch antworten." Und das bedeute auch viel Arbeit. (epd)