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Aufgebahrte Päpste – Einblicke in die Kunst des Konservierens

Wenn Menschen sterben, setzt bald der körperliche Zerfall ein. Doch Päpste werden tagelang aufgebahrt. Dafür braucht es spezielle Vorkehrungen. Nicht immer läuft alles glatt.

Seit Mittwoch liegt Papst Franziskus im Petersdom aufgebahrt, damit die Menschen von ihm Abschied nehmen können. Viele kommen, weil er ihr Leben berührt hat und sie ihre Dankbarkeit zeigen wollen. Damit ein Leichnam öffentlich aufgebahrt werden kann, bedarf es besonderer Sorgfalt.

Laut Andrea Fantozzi, dem Gründer des Italienischen Nationalen Instituts für Thanatopraxie, wurde Franziskus einer temporären Einbalsamierung unterzogen. Dabei werden konservierende Flüssigkeiten in den Blutkreislauf eingebracht, gefolgt von einer ästhetischen Aufbereitung von Gesicht und Händen. Ziel ist es, den natürlichen Verwesungsprozess zu verlangsamen. Das ist bei Franziskus offenbar weitgehend gelungen.

Besonders erfolgreich war die Konservierung von Papst Johannes XXIII. (reg. 1958-1963). Als er 2001 – 38 Jahre nach seinem Tod – in einen gläsernen Sarg umgebettet wurde, zeigte sein Leichnam kaum Spuren der Verwesung. Gesicht und Hände waren damals mit Wachs behutsam nachmodelliert worden. Vielleicht war es nicht nur ein Wunderwerk der Fachkräfte? In der katholischen Kirche galt ein unverwester Leichnam einst als ein besonderes Zeichen der Heiligkeit.

Papst Johannes Paul II. wurde nach seinem Tod Anfang April 2005 nicht einbalsamiert, sondern einer speziellen Behandlung unterzogen, um ihn für die Öffentlichkeit zu konservieren. Nach Vatikan-Angaben gehörte zu dem Verfahren die Injektion einer auf Formaldehyd basierenden Flüssigkeit. Der Gerichtsmediziner Giovanni Arcudi, der die Behandlung überwachte, betonte, alles sei mit größtem Respekt gegenüber den sterblichen Überresten des Heiligen Vaters erfolgt.

Nach dem Tod von Papst Paul VI. im August 1978 entschied sich der Vatikan gegen eine vollständige Einbalsamierung – ohne zu bedenken, wie schwül und heiß es um diese Zeit in Rom werden kann. Bereits nach zwei Tagen zeigten sich deutliche Spuren der Verwesung. Der Körper nahm eine grünliche Färbung an, und im Petersdom mussten Ventilatoren aufgestellt werden, um den zunehmend unerträglichen Geruch zu vertreiben.

Auch bei Benedikt XVI. im Januar 2023 zeigten sich bald Spuren des Verfalls an dem im Petersdom aufgebahrten Leichnam. Die Zeit der öffentlichen Aufbahrung musste deshalb am Ende um einige Stunden verkürzt werden,

Ein besonders tragischer Fall war jener von Papst Pius XII. (1939-1958). Sein Leibarzt Riccardo Galeazzi-Lisi setzte auf ein selbst entwickeltes Verfahren namens “Aroma-Osmose”. Dabei wurde eine Mischung aus Öl, Harzen und anderen Komponenten in die Blutbahn injiziert und der Leichnam in Folie eingewickelt.

Die Folgen waren dramatisch: Der Körper begann rasch zu verwesen, seine markante Nase löste sich aus dem Gesicht. Der Gestank des Leichnams war für die päpstliche Nobelgarde, die Wache hielt, kaum auszuhalten. Besuchern wurde erklärt, ihre Tränen seien Ausdruck tiefer Trauer – tatsächlich waren sie eine Reaktion auf den beißenden Geruch.

Galeazzi-Lisi versuchte, aus dem Tod des Papstes ein Geschäft zu machen, indem er medizinische Aufzeichnungen und Fotos an die Presse verkaufte. Daraufhin wurde er lebenslang aus dem Vatikan verbannt und von der nationalen Ärztekammer wegen Verstoßes gegen die Schweigepflicht ausgeschlossen.

In früheren Jahrhunderten war es üblich, die inneren Organe eines verstorbenen Papstes zu entnehmen, um die Haltbarkeit der Einbalsamierung zu verbessern. Diese sogenannten Präkordien – das Herz und andere Organe – wurden in feierlicher Prozession zur Kirche Sant’Anastasia e San Vincenzo nahe dem Trevi-Brunnen gebracht. Dort ruhen sie bis heute in einer verborgenen Kapelle unter dem Hochaltar.