Die argentinische Staatsanwaltschaft hat den ehemaligen Präsidenten Alberto Fernández wegen Amtspflichtverletzung und Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt. Dies berichteten lokale Medien am Donnerstag (Ortszeit). Fernández habe den gesamten staatlichen Sektor per Dekret dazu verpflichtet, alle Versicherungsverträge über die staatliche Gesellschaft „Nación Seguros“ abzuschließen. Freunde von Fernández seien als Vermittler beteiligt gewesen und hätten Provisionszahlungen in Millionenhöhe weit über Marktwert erhalten.
Fernández, der das südamerikanische Land von 2019 bis 2023 regierte, bestritt die Vorwürfe. Die aktuelle Regierung vom ultraliberalen Präsidenten Javier Milei äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Milei gewann im November die Wahlen unter anderem mit dem Versprechen, die staatliche Korruption zu bekämpfen.
Neben Fernández angeklagt sind laut der Zeitung „La Nación“ der Versicherungsmakler Héctor Martínez Sosa, Freund des Ex-Präsidenten und Ehemann von dessen langjähriger Sekretärin, der Makler Pablo Torres und der damalige Angestellte der Versicherungsgesellschaft Alberto Pagliano. Zunächst hatte die Zeitung „Clarín“ am vergangenen Samstag über die Vorfälle berichtet, worauf die aktuelle Regierung eine interne Untersuchung anordnete. Die Juristin und Journalistin Silvina Martínez reichte derweil Strafanzeige gegen die Beteiligten ein. Laut Anklage bezahlten die Behörden US-Dollar-Beiträge in zweistelliger Millionenhöhe für abgeschlossene Verträge.
Argentinien liegt im Korruptionsindex von Transparency International auf Platz 98 von 180, weit hinter den Nachbarländern Chile und Uruguay. Die frühere Präsidentin (2007-2025) und Vizepräsidentin unter Fernández, Cristina Kirchner, wurde erstinstanzlich wegen eines Korruptionsfalls im Jahr 2022 verurteilt. Weitere Verfahren laufen gegen sie.