Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) macht sich in diesem “Tatort” auf die Suche nach dem Glück. Dabei lässt er sich auf ein potenziell todbringendes Experiment ein.
Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) ist auf der Suche nach dem Glück. Der Frankfurter Ermittler hat die 60 überschritten, macht eine Depression durch, zieht Bilanz und sinniert, warum sich das ersehnte Gefühl nicht einstellt. Er stellt diese Frage auch Gott, aber Gott antwortet nicht. In seine Zweifel weiht er nur seinen Psychoanalytiker (Martin Wuttke) ein.
Mit einem Gespräch der beiden wird in der ersten Szene das Thema Glück als Dreh- und Angelpunkt des “Tatort: Murot und das Paradies” eingeführt. Der seelische Zustand des Kommissars rückt wie bei allen Auftritten Tukurs als Frankfurter Ermittler erneut ins Zentrum der Handlung. Auch dem künstlerischen Stil mit Anlehnungen an populäre Kinogenres bleiben die Macher beim zwölften Auftritt des beliebten Darstellers als zu Alleingängen neigender Kommissar treu.
Geschrieben und inszeniert wurde der Film von Florian Gallenberger, der mit Tukur erfolgreich in “John Rabe” zusammenarbeitete. Der Film wurde mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, Tukur mit der Lola für den besten Schauspieler. Ihren gemeinsamen “Tatort” sendet das Erste am 22. Oktober um 20.15 Uhr.
Von der Suche nach dem Glück wird Murot indes abgelenkt – von der Arbeit. Ein Frankfurter Banker wurde tot aufgefunden. Der Zustand der Leiche versetzt sogar die abgebrühte Gerichtsmedizinerin Dr. Dr. Kispert (Eva Mattes) in Erstaunen. Statt eines Bauchnabels findet sie an dieser Stelle des Körpers einen seltsam geformten Port für eine Art Nabelschnur, über den der Tote mit einem anderen Körper oder einem Gerät verbunden gewesen sein könnte. Zudem hat er ein gehörige Portion Endorphine im Körper. Vor seinem Tod muss er sehr glücklich gewesen sein.
Wenig später taucht eine zweite Leiche mit denselben Merkmalen auf. Wieder ist der Tote ein Banker. Beide Opfer verbindet, dass sie kurz vor ihrem Tod wie in Trance agierten und an der Börse Geschäfte zum finanziellen Nachteil ihrer Arbeitgeber abschlossen.
Murot hat bald eine heiße Spur, die ihn zunächst zur Performancekünstlerin Ruby Kortus (Ioana Bugarin) und dann zu der geheimnisvollen Eva Lisinska (Birgit Hobmeier) führt. Er lässt sich von ihr zu einem Experiment verführen, obwohl er weiß, dass er bald in Lebensgefahr schweben könnte: Er lässt sich eine Vorrichtung zur Kontrolle seiner Gehirntätigkeit aufsetzen und steigt in eine Badewanne. In den kommenden Stunden oder gar Tagen träumt er intensiv und verwirklicht darin zwei Wünsche, die ihn schon lange umtreiben.
Zurück in seiner Wohnung stellt Murot erschrocken fest, dass er nun selbst einem Port am Körper hat. Sein Verstand rät ihm, Lisinski zu meiden. Doch das Glücksgefühl während des Experiments war so überwältigend, dass er es nicht lassen kann, erneut in eine Badewanne und damit in eine Welt der Illusionen einzutauchen. Da er seine Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) nicht in seine Aktivitäten einweiht, wird aus dem Egotrip bald ein Alptraum.
Gallenberger hat dem spielfreudigen und wie immer grandiosen Ulrich Tukur ein verrücktes Szenario mit einem bitteren, wahren Kern auf den Leib gezaubert, das den Eigenarten des Parts und dem Ton der Krimis gerecht wird. Bei der Suche nach dem Glück und den Ermittlungen gerät Murot an seine seelischen Grenzen und lässt sich fallen. Für besonderen Spaß sorgen seine Träume, in denen er nicht nur – begehrenswert mit vollem Haar – durch die Betten tobt. Er bringt auch einen Diktator um und schwebt als Astronaut zu Walzerklängen durchs All. Die Verbeugung vor Stanley Kubricks “2001” ist überaus gelungen.