Artikel teilen:

ARD besetzt drei Kompetenzzentren und richtet Polit-Talks neu aus

Die ARD hat federführende Sender für drei journalistische Kompetenzzentren benannt, in denen Inhalte zentral produziert werden sollen. Der NDR übernehme den Bereich Gesundheit, teilte die ARD am Donnerstag nach der Sitzung der Intendantinnen und Intendanten in Frankfurt am Main mit. Das Thema Verbraucher werde bei SWR und WDR angesiedelt, das Kompetenzzentrum Klima bei HR, MDR und SWR. Die Einheiten sollen im ersten Halbjahr 2024 starten. Im kommenden Jahr solle zudem eine neue Ausrichtung der politischen Fernseh-Talkshows im Ersten erfolgen, um „Themenvielfalt und Meinungspluralität“ zu stärken.

Die Kompetenzzentren bündeln laut ARD „journalistische und technische Kräfte in allen linearen und digitalen Ausspielwegen“. Dabei übernähmen die Federführer die Verantwortung für das jeweilige Themenfeld. Alle Sender der ARD könnten die überregionalen Inhalte für ihre jeweiligen Programme und Webseiten nutzen. Die Landessender lieferten regionale Beiträge aus ihrem Berichtsgebiet zu.

Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sprach von der „größten Reform“ in der Geschichte des Senderverbunds. In den Kompetenzzentren werde die Expertise aller Häuser für alle Ausspielwege gebündelt, sagte er. Dies reiche vom Hörfunkbeitrag über Videos der Mediathek bis zu Social-Media-Beiträgen. „Wir werden dadurch wirtschaftlich effizienter und stärken die journalistische Qualität“, erklärte Gniffke.

HR-Intendant Florian Hager sagte in einem digitalen Pressegespräch, die Arbeitsteilung sei auch unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung wichtig: „Es ist nicht sinnvoll, dass jeder sein eigenes kleines Ding hat.“ Es gelte, langfristig eine Kostenersparnis schaffen, um Möglichkeiten zur Umschichtung zu schaffen.

Die verstärkte Kooperation hatten die Senderchefs bereits im Februar beschlossen, seitdem wurde das Konzept näher ausgearbeitet. „Im ersten Schritt der Verteilung werden drei Konstellationen getestet: die einfache, zweifache und dreigeteilte Federführung“, teilte die ARD nun mit. Der Bereich Gesundheit sei ein vergleichsweise einheitliches Themenfeld, die Federführung liege deshalb bei einem Sender, dem NDR.

Die nächsten Kompetenzfelder seien Ernährung, Reisen und Künstliche Intelligenz. Diese befänden sich derzeit in der Prüfung, zum Jahreswechsel könne mit Ergebnissen gerechnet werden.

Die bereits im Juni beschlossene virtuelle Gemeinschaftsredaktion für das Genre Hörspiel solle in der zweiten Jahreshälfte 2024 starten, teilte die ARD mit. An der Ausgestaltung werde in den kommenden Monaten gearbeitet. Ziel sei es, „zu einer gemeinsamen Portfoliosteuerung zu kommen und damit einerseits die Vielfalt des Hörspiels zu betonen und andererseits Doppelungen zu vermeiden“.

Die Neuausrichtung der politischen TV-Talksendungen ab 2024 diene auch dazu, unterschiedliche Lebenswirklichkeiten stärker abbilden zu können und jüngere Menschen besser zu erreichen. Zentral für das neue Konzept von „Caren Miosga“, „Maischberger“ und „Hart aber fair“ seien Vielfalt und Ausgewogenheit bei Themen und Gästen, ebenso das Sichtbarmachen gesellschaftlicher Unterschiede, erklärte der Senderverbund.

Wie die ARD bereits im Juni mitgeteilt hatte, übernimmt die derzeitige „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga im kommenden Jahr die Sonntagabend-Talkshow von Anne Will. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sagte, die drei Polit-Talksendungen würden „komplementärer aufgestellt“, um auch für Menschen interessant zu sein, die kein klassisches Fernsehen mehr schauten. Vor allem bei „Hart aber fair“ wolle die ARD stärker mit Blick auf die Mediathek produzieren und „auch mal Richtung Townhall-Format gehen“.