In vielen Bereichen werden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Eine Gruppe ist dabei nach Ansicht von Fachleuten noch nicht genug im Blick.
Fachleute der drei wichtigsten Jobvermittler in Deutschland appellieren an Politik und Wirtschaft, sich verstärkt um ältere Arbeitnehmer zu bemühen. In dem am Donnerstag veröffentlichten Podcast “Zwischen Arbeit und Rente” warnen die Experten der Bundesanstalt für Arbeit, von Indeed und Stepstone übereinstimmend vor Altersdiskriminierung und überholten Altersbildern.
Wer den Aufschwung in Deutschland wolle, müsse sich auch um die Generation 55plus kümmern, so Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB der Bundesanstalt für Arbeit. “Der goldene Handschlag”, also eine Abfindung für älterer Mitarbeiter und deren anschließender Ausstieg aus dem Erwerbsleben sei in dieser Situation ein Fehler.
“Wir verstärken Arbeitskräftemangel zum Teil selbst, weil wir eine Gruppe, die ganz besondere Stärken mitbringt, nämlich die über 55-jährigen, noch nicht genug in den Fokus nehmen”, sagt Tobias Zimmermann von Stepstone. Virginia Sondergeld von Indeed sieht als einen der Schlüssel gegen den Fachkräftemangel, Konzepte zum Wissenstransfer zu verbessern und Anreize zu setzen, um die Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer zu erhöhen.
Für die Politik im Wahljahr haben die Arbeitsmarktexperten konkrete Vorschläge: “Wir brauchen eine Qualifizierungswelle 55plus”, ebenso wie ein Programm, das fördere, wenn sich Ältere selbstständig machen, eine rechtssichere Einstellungsmöglichkeit im Rentenalter und generell den Wegfall von Altersgrenzen für den Ruhestand, so Enzo Weber.
Einen breit angelegten Pakt zur Weiterbildung wünscht sich auch Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann vom Online-Recruiter Stepstone. In “Maßnahmen zur Integration für Frauen der Generation 55 plus” in den Arbeitsmarkt sieht Virginia Sondergeld von Indeed ein wirksames Mittel zur Wirtschaftsbelebung.