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Antidiskriminierungsstellen fordern feste Einrichtungen

In Bayerns Beratungsstellen gegen Diskriminierung haben seit Projektbeginn vor zwei Jahren 488 Menschen um Hilfe gebeten. Die bayerischen Antidiskriminierungsberatungsprojekte haben am Freitag eine Zwischenbilanz ihrer Arbeit vorgelegt, teilten der Bayerische Jugendring (BJR), das Projekt M.U.T. und AGABY, die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Integrationsräte, mit. Sie forderten eine weitere Finanzierung der Arbeit nach Ende der Bundesförderung „respekt.land“ im Jahr 2026 sowie eine Landesantidiskriminierungsstelle.

Am häufigsten suchten Menschen Rat und Unterstützung, die von Rassismus und Antiziganismus betroffen waren oder wegen einer Behinderung diskriminiert wurden, hieß es. Auch Geschlecht, sexuelle Identität und Alter hätten eine große Rolle gespielt. Die Diskriminierungen würden sich vor allem bei der Arbeit, in Ämtern, auf dem Wohnungsmarkt, im Gesundheits- oder Bildungsbereich und im Kontext von Dienstleistungen ereignen.

Es sei von einer weitaus höheren Dunkelziffer auszugehen, sagte Ludwig Simek von AGABY, da das Angebot der Antidiskriminierungsberatung noch relativ unbekannt sei. Um Betroffene zu erreichen, sei die Verankerung in den Kommunen unerlässlich, so Michelle Berger von der Antidiskriminierungsberatung des bayerischen Landesverbandes deutscher Sinti und Roma. Eine kommunal tätige Antidiskriminierungsstelle mit Zuständigkeit nur für das Stadtgebiet Nürnberg verzeichnete beispielsweise allein 188 Fälle im vergangenen Jahr.

Philipp Seitz, Präsident des Bayerischen Jugendrings, forderte „dringend eine Landesantidiskriminierungsstelle und eine dauerhafte Finanzierung unabhängiger zivilgesellschaftlicher Beratungsangebote.“ „Die Menschen benötigen professionelle Unterstützung, um ihre Rechte auch wahrnehmen zu können“, erklärte Nadja Kutscher vom Projekt M.U.T.. Wenn die Förderung auslaufe, hätten vor allem Ratsuchende im ländlichen Raum erneut keinerlei Anlaufstelle, befürchtete Sindy Winkler vom Projekt Füreinander in Oberfranken (FiO). Die bayerischen Beratungsstellen gegen Diskriminierung werden den Angaben nach von vier Projekten getragen. (1259/11.04.2025)