Vom politischen Zerfall bis zum kulturellen Weiterleben: Das Römische Reich hat nicht nur die Antike geprägt – es wirkt bis heute nach. Drei Trierer Museen widmen sich seinem Untergang und dem Leben danach.
Trier (epd). Von strahlend hellem Licht über eine Feuerwand bis zu einem leeren Thron im Dunkeln: So wie die Sonne untergeht, endet symbolisch auch das Römische Reich im Rheinischen Landesmuseum in Trier. Die Schau ist der Fixpunkt der rheinland-pfälzischen Landesausstellung «Der Untergang des Römischen Reiches» in drei Museen, die von Samstag an bis zum 27. November zu sehen ist.
Das Landesmuseum blickt auf den Zerfall des Imperium Romanum zum Ende des fünften Jahrhunderts. Von Kaisern, die sich gottgleich sahen, bis zu innerrömischen Machtkämpfen sind die Probleme vielfältig. Ein ägyptischer Beamter rät beispielsweise in einem Papyrus dazu, Geld in Waren anzulegen.
Das Militär war laut Kuratorin Silvia Bruder die Bedingung für die kaiserliche Macht. Früher sei oft von einer Barbarisierung des römischen Militärs gesprochen worden, dabei habe es sich vielmehr taktisch und in der Ausrüstung den Feinden angepasst. «Ein großer Teil der Finanzen fließt ins Militär», erklärt sie. Denn die Soldaten mussten bei Laune gehalten werden.
Einschneidend für das Römische Reich war nach Bruders Worten die verlorene Schlacht von Adrianopel – auf eigenem Boden gegen Goten und andere Aufständische. Sie rebellierten erst, als sie die zugesicherte Unterstützung nicht erhielten. Überhaupt habe die sogenannte Völkerwanderung eher aus kleinen Gruppen bestanden, die vom Römischen Reich profitieren wollten – und umgekehrt. Selbst Hunnen fanden sich als Soldaten in den römischen Reihen.
Die Plünderung Roms 410 war nach den Worten der Kuratorin ein traumatisches Erlebnis. Der dazu gehörende Raum ist düster, mit einem Flammenvorhang versehen und mit Musik, die im Hintergrund die Stimmung einfängt. Der Zerfall der Macht wird in einem anderen Raum durch zersplitterte Glassockel dargestellt, auf denen die Exponate stehen. Zusammen mit dem Museum am Dom und dem Stadtmuseum
Simeonstift präsentiert das Rheinische Landesmuseum insgesamt 700 Exponate aus 130 Museen.
Unter dem Titel «Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu» widmet sich das Museum am Dom der Rolle der Christen, die zunehmend das Machtvakuum Roms nutzten. Der Fokus liegt dabei besonders auf der Mosel- und Rheinregion.
Die Ausstellung zeigt auch die Entwicklung der Begräbniskultur und erklärt, dass Menschen besonders in der Nähe von Heiligen und Märtyrern begraben werden wollten, um Fürsprache bei Gott zu erhalten. Riechstationen ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern, die Gerüche von Ölen wahrzunehmen, die zur Bestattung genutzten wurden. Für Kinder hängen Infotafeln mit einer Fliege, die nicht nur Details zu den Exponaten erklärt, sondern auch zu ihrer eigenen Biologie.
Der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg betont, dass Untergang nicht ein abruptes Ende zu einem bestimmten Datum bedeutet: «Es ist nicht nur ein Untergang, sondern auch ein Übergang.» Trier sei nicht nur die Stadt mit der ältesten Kathedrale nördlich der Alpen, sondern auch mit der ältesten Bischofsliste.
Und so wie die Kirche heute noch existiert, gibt es auch andere Einflüsse Roms, die über die Jahrhunderte fortwirkten. Unter dem Titel «Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst» setzt das Stadtmuseum Simeonstift einen Fokus auf das Fortleben des Römischen Reiches in der Kunst- und Kulturgeschichte. «An Rom führt kein Weg vorbei», sagt Museumschefin Elisabeth Dühr. Kurator Dieter Marcos
erklärt, dass die Schau die Auswirkungen des Mythos Rom nicht nur auf ein Land, sondern auf ganz Europa zeige.