In Nordrhein-Westfalen gab es noch nie so viele Versammlungen und Straftaten gegen Geflüchtete, ihre Unterkünfte und ihre ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützer wie im Jahr 2015. Es gab den traurigen Rekord von 214 polizeilich erfassten Straftaten, eine Verachtfachung gegenüber dem Vorjahr. 19 Brandanschläge gab es 2015 und in diesem Jahr (bis zum 3. Februar) sind es schon neun. Die Situation scheint sich eher zu ver- als zu entschärfen.
Die Landesregierung hat angesichts dieser Entwicklungen reagiert: Auf der einen Seite erfahren Gruppen und Initiativen der Zivilgesellschaft verstärkte Förderung, wie etwa die offene und verbandliche Jugendarbeit, um Geflüchtete qualifizierter aufzunehmen und zu fördern; auf der anderen Seite wird unter anderem die Arbeit gegen Rassismus und Rechtsextremismus ausgebaut. Die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) ist hierbei ein Baustein, der zukünftig aufgrund der erheblich gestiegenen Landesförderung auch personell besser ausgestattet werden kann.
Im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen ist seit einigen Jahren die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus für den Regierungsbezirk Arnsberg angesiedelt. Durch Beratung, Begleitung und Qualifizierung von Einzelpersonen wie auch Parteien, Organisationen und Initiativen soll deren Handlungsfähigkeit gestärkt werden.
Die MBR im Amt für Jugendarbeit ist deshalb auch Ansprechpartner für Kirchengemeinden sowie Gruppen und Kreise, die sich der evangelischen Kirche verbunden fühlen. Durch die enge Zusammenarbeit mit der ebenfalls im Amt angebundenen Gewaltakademie Villigst mit ihren mehr als 1000 Trainerinnen und Trainern konnten qualifizierte Programme entwickelt und in die Praxis umgesetzt werden.
Eine weitere Aufgabe besteht in der Recherche und der Dokumentation im Zusammenhang mit Vorfällen mit rechtsextremistischem Hintergrund. So konnte zum Beispiel nach dem Brandanschlag in Altena (Märkischer Kreis) im vergangenen Jahr durch die Recherche in der regionalen wie überregionalen Presse, vor allem aber auch in den sozialen Netzwerken deutlich gemacht werden, dass es sich dabei nicht um eine spontane Tat aus Angst vor Geflüchteten und deren Kriminalität in der Nachbarschaft gehandelt hat, sondern der Haupttäter gute Kontakte zu extrem rechtenKreisen hat, zu Demonstrationen aufruft und einen rechten Musikverlag bei Facebook „liked“. Die Mitarbeitenden der MBR sprachen daraufhin mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung sowie mit den Nachbarn, nahmen Kontakt auf zum Bürgermeister und den Medien und nahmen (auch öffentlich) dezidiert Stellung.
Praktisch werden Angebote gemacht und durchgeführt zur Qualifizierung von Organisationen und Personen in der Arbeit mit geflüchteten Menschen, zu Rechtsextremismus, zum Umgang mit Stammtischparolen oder zu Zivilcourage gegen Gewalt und zum Umgang mit rassistischer Bedrohung. Das geschieht sowohl in Form von Workshops als auch in Form von mehrtägigen Trainingseinheiten.
Aber auch vorbeugend soll und will die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus aktiv werden. Es muss nicht erst etwas passieren. Vor allem für Engagierte in der Arbeit mit Geflüchteten in unseren Kirchengemeinden wollen wir Hilfestellungen anbieten.
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Am Ende aufrecht und erhobenen Hauptes voran
Die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in den Regierungsbezirken wird ausgebaut. Im Regierungsbezirk Arnsberg liegt diese Arbeit in den Händen des Amtes für Jugendarbeit der westfälischen Landeskirche
