Jahrhunderte alte Akten des 1838 gegründeten Ludwig-Missionsvereins sind ab sofort online im Digitalen Archiv des Erzbistums München und Freising abrufbar. Das teilte die Nachfolgeinstitution des Vereins, das internationale katholische Hilfswerk missio München, am Montag mit. Die Dokumente böten einen Einblick in die frühe Geschichte der katholischen Kirche an vielen Orten Nordamerikas. Zugleich seien sie eine wichtige Quelle für die Auswanderungsforschung. Denn viele Deutsche verließen im 19. Jahrhundert ihre Heimat, um in den USA eine neue zu finden.
Laut Mitteilung sind Korrespondenzen mit nicht weniger als 85 nordamerikanischen Partnern aus der Zeit zwischen den 1830er Jahren und dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) überliefert. Diese informierten über die kirchliche Arbeit und die damalige Gesellschaft. Bemerkenswert seien neben der fast vollständigen Reihe der Sitzungsprotokolle der “Zentraldirektion” des Ludwig-Missionsvereins von 1839 bis 1942 besonders die nach Ländern und Orten gegliederten Akten zu den einzelnen unterstützten Gemeinden und Projekten. Die Schreiben seien in der Regel in deutscher Sprache (und deutscher Schrift) abgefasst, nur teilweise in Englisch oder Französisch.
Für Maren Roth vom Amerika-Institut der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität war das Archiv des Erzbistums nach eigenen Worten ein wahrer Glücksfund: “Quellen zur Auswanderungsgeschichte vermutet man normalerweise in Hamburg oder Bremen, von wo die Menschen klassischerweise über die Häfen aufgebrochen sind.” In München so eine Quelle zu finden sei fantastisch. Missio München hat 2017 seinen umfangreichen Archiv-Altbestand dem erzbischöflichen Archiv übergeben.
Mit Unterstützung von König Ludwig I. (1786-1868) entstand 1838 nach französischem und österreichischem Vorbild auch in Bayern ein Missionswerk zur Unterstützung der jungen Kirche in Nordamerika und Asien. Ziel des nach seinem Protektor benannten Ludwig-Missionsvereins war es, hauptsächlich die aufblühenden nordamerikanischen und asiatischen Missionen mit Geldmitteln zu unterstützen, regelmäßig und solidarisch für sie zu beten sowie mit Schriften das Interesse an ihnen zu fördern.
Einen Schwerpunkt bildete in der Anfangszeit die religiöse Unterstützung der vielen deutschen Emigranten in Nordamerika, wie es heißt. So wurde eine deutsche Seelsorge für diese gewährleistet. Außerdem flossen Mittel, um Kirchen, Klöster und kirchliche Schulen errichten zu können. Heutzutage sieht missio München seine Hauptaufgabe darin, Projekte in Afrika, Asien und Ozeanien zu fördern.