Das internationale Bündnis “Keine Patente auf Saatgut!” kritisiert das Europäische Patentamt (EPA) für ein Mitte September erteiltes Patent zugunsten der Firma Seminis (Bayer/Monsanto). Wie die Initiative am Donnerstag in München mitteilte, handelt es sich dabei um konventionell gezüchtete Brokkolisorten mit einem erhöhten Gehalt an gesundheitlich wertvollen Bitterstoffen (EP2708115). Diese seien aber weder neu noch erfinderisch. Damit sei das Patent gegen geltende Richtlinien zugelassen worden.
Die Pflanzen stammten der Mitteilung zufolge aus einer Züchtung mit wildem Brokkoli, der natürlicherweise einen hohen Gehalt an Glucosinolaten aufweist und auf Sizilien vorkommt. Letzterer sei mit kommerziell gehandelten Brokkolisorten, die einen geringeren Gehalt an diesen Inhaltsstoffen hätten, gekreuzt worden, um den Anteil der Bitterstoffe zu erhöhen.
Die Initiative verweist darauf, dass das jüngst erlassene Patent nur die Wiederholung eines anderen sei. Denn bereits 2002 sei eines auf Brokkoli mit einem erhöhten Gehalt an Glucosinolaten erteilt worden, wobei ebenfalls Kreuzungen mit wildem Brokkoli aus Sizilien zugrunde gelegen hätten (EP 1069819). Monsanto habe dieses genutzt, um von einem “Super-Brokkoli” zu sprechen, der in Supermärkten zu höheren Preisen gehandelt werde, so der Vorwurf des Bündnisses. Das Patent habe damals eine erhitzte Diskussion und harsche Kritik in Bezug auf die Patentierung konventionell gezüchteter Pflanzen ausgelöst.
Die zu diesem Zeitpunkt 38 Vertragsstaaten des EPA hätten als Reaktion darauf beschlossen, dass in Zukunft keine derartigen Patente mehr erteilt werden dürfen, erinnerte “Keine Patente auf Saatgut!”. Das jetzt erteilte Patent zeige aber, wie die großen Konzerne, das EPA und die mit ihnen verbundene “Patent-Industrie” versuchten, demokratische Entscheidungen zu umgehen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen, sagte Dagmar Urban vom Verein Arche Noah.
Dazu komme, dass im laufenden Jahr schon ein Dutzend weiterer umstrittener Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen erteilt worden seien, heißt es. Diese beträfen Paprika, Melonen, Tomaten, Weizen, Spinat, Gurken, Zuckerrüben und Stevia. Unter den Patentinhabern seien BASF (Nunhems), KWS und Rijk Zwaan. Zudem sei am 12. September ein Einspruch gegen ein BASF-Patent auf buschige Melonen zurückgewiesen worden, die ursprünglich nur per Zufall entdeckt worden seien.