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Ärztekammer wirbt für neues Arztsystem – KI zentrales Thema

Einmal im Jahr trifft sich das Ärzteparlament. Zum Deutschen Ärztetag in Leipzig wird auch die neue Bundesgesundheitsministerin erwartet. Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Thema.

Kurz vor dem Deutschen Ärztetag in Leipzig hat sich die Bundesärztekammer erneut für das sogenannte Primärarztsystem ausgesprochen. Dabei sollen Patientinnen und Patienten verbindlich einen Hausarzt wählen, der erster Anlaufpunkt bei gesundheitlichen Beschwerden ist und sie dann an Fachärzte weiterverweist.

Ein solches System könne viele unnötige Arzttermine verhindern, den Arztpraxen Luft verschaffen und zugleich eine gezieltere Behandlung der Kranken ermöglichen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, am Dienstag vor Journalisten in Berlin.

Eine zeitlich begrenzte Festlegung auf einen Hausarzt bedeute keine Einschränkung der freien Arztwahl, betonte er. Es werde Wege geben, um bei Problemen den Hausarzt wechseln zu können. Sanktionen für Patientinnen und Patienten, die sich nicht an die Vorgaben halten, solle es erst dann geben, wenn das Primärarztsystem aufgebaut sei und funktioniere. Realitätsfern bleiben aus Sicht von Reinhardt Versprechungen einer “Termingarantie”.

Der Ärztekammer-Präsident begrüßte die Absicht der neuen Regierung, investorengetragene Medizinische Versorgungszentren zu regulieren. Mittlerweile gebe es in Deutschland mindestens 54 Praxisketten mit 50.000 Beschäftigten. Der Gesetzgeber müsse etwa dafür sorgen, dass diese rendite-getriebenen Unternehmen nicht nur die profitablen Behandlungen anböten, sondern das gesamte Spektrum des jeweiligen ärztlichen Fachgebietes.

Reinhardt drängte zugleich auf die zeitnahe Verabschiedung einer neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Die alte Gebührenordnung sei seit mehr als 30 Jahren nicht angepasst worden; sie entspreche in vielen Abschnitten überhaupt nicht mehr der medizinischen Praxis. Bei der Erneuerung gehe es um Transparenz und Rechtssicherheit für privat versicherte Patienten. Der Kammerpräsident betonte, der mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung und den Beihilfeträgern bereits abgestimmte Gesamtrahmen dürfe nicht gefährdet werden.

Der 129. Deutsche Ärztetag findet vom 27. bis 30. Mai in Leipzig statt. Teilnehmen wird auch die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Ein Schwerpunktthema des diesjährigen Ärzteparlaments ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin. Reinhardt setzt auf positive Effekte: KI habe das Potenzial, Ärztinnen und Ärzte zu entlasten und so mehr Raum für den Arzt-Patienten-Kontakt zu schaffen. Erforderlich sei dabei jedoch eine sorgfältige Abwägung insbesondere von Datenschutz und Verantwortlichkeit.

Laut Tagesordnung wird sich der Ärztetag auch mit ärztlichen Aspekten zum Thema Schwangerschaftsabbruch befassen und damit ein medizinethisch und gesellschaftlich hochrelevantes Thema erörtern.