Corona und kein Ende: Auch fünf Jahre nach Beginn der Pandemie stellen Fachärzte vermehrt psychische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen fest. „Die Belastungen sind nicht wie erwartet nach der Pandemie zurückgegangen, immer noch sind 20 Prozent der Jugendlichen betroffen“, erklärte Ulrich Voderholzer, Chefarzt für Psychiatrie an der Schön Klinik Roseneck in Prien, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Münchner Presseclub. Studien sprächen mittlerweile von „Kipppunkten“ im Bereich der psychischen Gesundheit junger Menschen, ergänzte Jörg Fegert, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm.
Um gravierende gesellschaftliche, aber auch volkswirtschaftliche Folgen zu verhindern, seien frühzeitige Therapien und mehr Vernetzung mit digitalen Angeboten nötig. „Gerade Angebote wie ‚Krisen-Chat‘ könnten eine Wächterfunktion übernehmen und Betroffene bei Bedarf ins etablierte Gesundheitssystem verweisen“, sagte Fegert. Oft seien junge Patienten schon chronisch krank, bis sie – auch aufgrund langer Wartezeiten und Vorgaben der Krankenkassen – schließlich in eine Therapie kämen. Je früher die Behandlung beginnen könne, desto besser seien aber die Heilungsprognosen, sagte Fegert. Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen haben Studien zufolge bereits zehn Jahre vor der Coronapandemie zugenommen. Die Pandemie habe die Entwicklung jedoch wie ein „Brandbeschleuniger“ auf ein anderes Niveau katapultiert. (1051/27.03.2025)