“Veni, vidi, vici”, wusste Cäsar einst zu berichten, also “Ich kam, sah und siegte”. Welches lateinische Wort als Gewinner des Jahres 2024 hervorgehen wird, muss erst noch entschieden werden.
Noch sind die Würfel nicht gefallen. Bis 19. Dezember bleibt den Freunden alter Sprachen Zeit, über das lateinische Wort des Jahres abzustimmen, wie die Bayerische Akademie der Wissenschaften am Montag in München mitteilte. Bereits zum dritten Mal ruft das weltweit führende Lexikon des antiken Lateins, der an der Akademie beheimatete Thesaurus linguae Latinae (“Schatzhaus der lateinischen Sprache”), zur öffentlichen Wahl auf. Dies ist online unter dem Link https://easy-feedback.de/TLL/1923980/qkd3jf möglich.
Zur Wahl stehen “reteiaclor” (herausfischen), “retotatototato” (onomatopoetische Nachahmung eines Blasinstruments), “retroactim” (im Krebsgang), “revaleo” (wieder fit sein) und “revolumen” (das Zurückwälzen). Diese Wörter sind etwa als Graffito aus dem Alltag in Pompeji (retotatototato) überliefert, als christliche Grabinschrift (revaleo) und als Beschreibung des Seegangs (revolumen).
Um in den Finalistenkreis aufgenommen zu werden, musste jedes Wort den Angaben zufolge drei Bedingungen erfüllen: Erstens konnten nur Lemmata berücksichtigt werden, also solche Begriffe, deren Thesaurus-Einträge im Wahljahr veröffentlicht wurden oder noch zur Veröffentlichung kommen. Zweitens musste es sich um ein gänzlich “neues” Wort handeln, das sich bisher in keinem gängigen Lexikon des antiken Lateins finden lässt. Drittens sei bei der internen Vorauswahl darauf geachtet worden, welche Wörter aus formaler oder inhaltlicher Sicht besonders interessant seien und sich eigneten, eine Verbindung zwischen Antike und Gegenwart herzustellen.
Erstmals fand eine solche Wahl 2022 statt, wie es heißt. Gewinner war damals “rescellula” (Sächelchen). 2023 stimmten 1.130 Sprachbegeisterte ab, doppelt so viele wie 2022, und wählten “resocio” (jemanden oder etwas als Kameraden zurückgewinnen).
Der Thesaurus linguae Latinae ist der Mitteilung nach das maßgebliche Wörterbuch des antiken Lateins. Als einziges Lexikon bezieht der Thesaurus alle überlieferten lateinischen Texte von den Anfängen bis 600 nach Christus ein, berücksichtigt also neben der klassischen Latinität auch ausführlich die Besonderheiten der spätantiken und christlichen Texte. Untersucht werden nicht nur literarische Werke, sondern etwa auch juristische und medizinische Gebrauchstexte, Inschriften und Graffiti.