Kennen Sie die „viel Tausend Seraphim“, die mit „unverdroßnem Mund und Stimm ihr Halleluja“ singen?
Nein? Dann werden bei Ihnen im Gottesdienst vielleicht bevorzugt die Strophen 1 bis 3 gesungen? Die sangesfreudigen Engel führen ein eher verborgenes Dasein im Gesangbuch. Sie finden sich in der zehnten Strophe des bekannten Paul-Gerhardt-Liedes „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“.
Klar. Im Gottesdienst ist oft nicht genug Zeit, alle 13, 14, 15 Strophen eines Liedes zu singen. Dennoch gilt es, einen Schatz zu heben abseits der ersten drei Strophen.
Ich habe sie vor Augen, die Seraphim. Dicke Pausbacken, den Mund fröhlich aufgerissen, die Wangen leuchten rot im Eifer der Lobpreisung.
Unser Gesangbuch ist voll solcher Schätze. Gibt es einen besseren Anlass als den Sonntag Kantate – „Singet“ –, um sich auf Schatzsuche zu machen?
Beispiele gefällig? Strophe 14 von Martin Luthers bekanntem Weihnachtslied „Vom Himmel hoch“: „Davon ich allzeit fröhlich sei, zu springen, singen immer frei das rechte Susaninne schön, mit Herzenslust den süßen Ton.“
Da sehe ich den Reformator vor mir, im Kreise seiner Familie, wie sie inbrünstig den süßen Ton treffen.
Oder einer meiner liebsten Verse aus „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius: „So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nieder; kalt ist der Abendhauch. Verschon uns, Gott, mit Strafen und lass uns ruhig schlafen. Und unsern kranken Nachbarn auch.“
Das ist eine kleine Auswahl meiner Schätze. Nun machen Sie sich auf und finden Ihre Lieblingsverse abseit der Strophen 1 bis 3!