Angehörige, politische Weggefährten und Mitglieder der Landesregierungen und Landtage von Rheinland-Pfalz und Thüringen haben am Mittwoch bei einem Trauerstaatsakt in Mainz Abschied von Bernhard Vogel genommen. Der Anfang März verstorbene CDU-Politiker sei eine der prägenden Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte gewesen, sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) bei der Gedenkfeier in der Mainzer Staatskanzlei. Schweitzers Thüringer Amtskollege Mario Voigt (CDU) sprach von einem „Jahrhundertpolitiker“.
Als einziger Politiker in der bundesdeutschen Geschichte war Vogel Ministerpräsident in zwei Bundesländern gewesen. Von 1976 bis 1988 stand er an der Spitze der Landesregierung von Rheinland-Pfalz. In den Jahren von 1992 bis 2003 regierte er in Thüringen.
Schweitzer würdigte den Beitrag des tief gläubigen Katholiken für die Modernisierung von Rheinland-Pfalz: „Er reformierte das Land, und er wusste dabei, wie man es klug macht.“ So seien auf Vogels Initiative die Bekenntnisschulen abgeschafft worden, in denen evangelische und katholische Kinder noch in der Nachkriegszeit strikt getrennt voneinander unterrichtet wurden. Als Wegbereiter des Privatrundfunks habe er einen Beitrag zur Medienvielfalt in Deutschland geleistet. Nicht zuletzt habe er sich auch als Initiator der Graswurzelpartnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda verdient gemacht.
Der aus Erfurt angereiste Voigt würdigte Vogel als Politiker, der an der Lösung von Problemen statt an Selbstinszenierung interessiert gewesen sei. „Er suchte keine Schlagzeile, sondern Ziele.“ Herausfordernde Aufgaben sei er mit innerer Ruhe und „fröhlicher Ernsthaftigkeit“ angegangen. Voigt erinnerte an schwere Momente während Vogels Thüringer Amtszeit wie den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 2002. Der Ministerpräsident sei in den schlimmen Stunden danach, selbst mit den Tränen ringend, mitten unter den Trauernden gewesen.
Mit dem rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Christian Baldauf und dem früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus (beide CDU) sprachen zwei weitere Weggefährten des Verstorbenen. Baldauf, der eng mit Vogel befreundet war, betonte, dass er sich immer auf dessen Ratschläge habe verlassen können: „Wer behauptet, es gebe im politischen Geschäft keine Freunde, hat ganz bestimmt Bernhard Vogel nicht gekannt.“
Vogel war am 2. März im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Speyer gestorben. Er wurde bereits Mitte März im engsten Familienkreis im Grab seiner Eltern in München beigesetzt. Am vergangenen Freitag fand ein Requiem für den Politiker im Speyerer Kaiserdom statt.