Artikel teilen:

Abschied von der Heldenverehrung

Theologe fordert Neugestaltung von Kriegerdenkmälern des Ersten Weltkriegs

HANNOVER/HILDESHEIM – Die Geschichte von Kriegsdenkmälern muss nach Ansicht des evangelischen Theologen Roland Behrmann stärker aufgearbeitet und neu eingeordnet werden. Vielerorts gebe es noch sogenannte prekäre Denkmäler, die mit teils martialischer und patriotischer Sprache und Symbolen an Opfer des Ersten Weltkriegs erinnerten, sagte der Landesgeschäftsführer vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Volkstrauertag am vergangenen Sonntag.
Diese Monumente dürften nicht so stehen gelassen oder in ihrem ursprünglichen Zustand saniert werden. Sie benötigten, etwa anhand von Tafeln, eine Erklärung, wie das Denkmal gemeint war und wie es heute verstanden werde. Ein positives Beispiel sei im niedersächsischen Erichshagen bei Nienburg entstanden, sagte Behrmann. Dort habe ein Kirchenvorstand ein Denkmal zum Ersten Weltkrieg demontiert und die Einzelteile anders wieder aufgestellt, um ein Symbol für Völkerverständigung zu setzen.
Die meisten aus den 1920er und 1930er Jahren entstandenen Monumente mit Symbolen der Heldenverehrung passten nicht zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, sagte Behrmann. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist allerdings in vielen Dörfern und auch Kirchengemeinden oft schwierig.“ Wenn die alten Denkmäler mit den Namen der Kriegsgefangenen oder Verfolgten des NS-Regimes ergänzt werden sollen, komme durchaus auch die Vergangenheit eines Dorfes mit ans Licht. So habe es im Nachkriegsdeutschland Kirchenvorstandsmitglieder gegeben, die während der NS-Zeit Zwangsarbeiter auf ihren Höfen beschäftigt hätten.
Inzwischen gebe es viele Kommunen, die ihre Denkmäler nicht einfach sanierten, sondern veränderten, sagte Behrmann. Die Menschen wollten oft das Gedenken neu justieren und setzten sich mit den Themen auseinander, an die sich die nächste Generation erinnern solle. Die Denkmäler abzureißen, sei hingegen keine Lösung, betonte Behrmann. Sie seien ein wichtiges Zeitdokument. epd