Bonn/BERLIN – Wissenschaftler und Politiker haben die umstrittenen Abgastests an Menschen und Affen scharf verurteilt. Vergleiche mit Arzneimitteltests an Mensch und Tier wies der Tübinger Moraltheologe Franz-Josef Bormann zurück. Die Zielrichtung sei eine andere, erklärte er im domradio. „Medikamente werden entwickelt, damit Leiden gelindert oder sogar Krankheiten geheilt werden. Bei den Abgastests geht es um die Frage einer gesundheitlichen Beeinträchtigung infolge des Ausstoßes von Stickoxiden, die die Umwelt belasten.“ Forschung sei legitim, doch im vorliegenden Fall gebe es „massive Interessenskonflikte“ und ein Kontrolldefizit, sagte Bormann, der auch Mitglied des Deutschen Ethikrates ist. Das sei schon bei „der Schummelei mit den Abgasnormen“ problematisch gewesen, „und hier zeigt sich das noch einmal in einer gesteigerten Form“.
Zuvor war bekannt geworden, dass deutsche Autokonzerne Abgasexperimente an Menschen und Affen mitfinanziert haben sollen. Die Studien sollten demnach zeigen, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen habe.
Die Bundesregierung verurteilte die Tests scharf als „ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen“, so Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) nannte die Berichte „schockierend“. „Wer solche Tests in Auftrag gibt, scheint jeglichen Maßstab verloren zu haben. Einige scheinen aus dem Diesel-Skandal wenig gelernt zu haben“, sagte Maas der „Passauer Neuen Presse“. Die Organisation LobbyControl forderte: „Die Bundesregierung muss ihren Kuschelkurs mit der Autoindustrie beenden und sich generell beim Umgang mit Lobbyisten neu aufstellen.“ epd/KNA
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