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52,4 Millionen Euro Entschädigung für Massaker-Opfer in Uganda

2021 verurteilte der Internationale Strafgerichtshof Dominic Ongwen wegen zahlreicher Gräueltaten. Jetzt sollen seine Opfer eine Wiedergutmachung erhalten. Weil Ongwen kein Geld hat, ruft das Gericht zu Spenden auf.

Für die Verbrechen des ugandischen Milizenführers Dominic Ongwen soll ein Treuhandfonds über 52,4 Millionen Euro an Entschädigungen zahlen. Das legte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag am Mittwoch fest. Demnach sollen anspruchsberechtigte Opfer des ehemaligen Kommandeurs der “Lord’s Resistance Army” die symbolische Summe von je 750 Euro erhalten; das Gericht schätzt, dass durch die Morde, Vergewaltigungen und Gräueltaten Ongwens 49.772 Personen zu Schaden kamen.

Ein guter Teil der Entschädigung soll in gemeinschaftliche Wiedergutmachtungs- und Rehabilitationsprogramme fließen. Vorrang haben nach Anordnung des Gerichts jedoch die individuellen Leistungen an die einzelnen Geschädigten. Da Ongwen selbst mittellos ist, bat der Vorsitzende Richter Bertram Schmitt den Treuhandfonds, fehlende Mittel zu ergänzen, und rief öffentliche und private Spender zur Unterstützung auf.

Die Opfer der Gewalttaten und der sexuellen Gewalt wie auch die daraus entstandenen Kinder hätten schwere und andauernde körperliche, teils auch seelische und materielle Schäden davongetragen, so die Kammer des Strafgerichts. Dazu leide die gesamte betroffene Gemeinschaft über Generationengrenzen hinweg.

Ongwen, früherer Kindersoldat und später Kommandeur der “Lord’s Resistance Army”, war am 4. Februar 2021 wegen zahlreicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen worden. An dem fast dreieinhalb Jahre dauernden Verfahren nahmen rund 2.000 seiner Opfer teil. Die Berufungskammer des Den Haager Strafgerichtshofs bestätigte das Urteil am 15. Dezember 2022.

Ongwen verbüßt seine 25-jährige Haftstrafe seit 18. Dezember 2023 in Norwegen. Anfang Mai 2021 hatte das Gericht dazu aufgerufen, Wiedergutmachungsanträge einzureichen. Der Beschluss über die Entschädigung aus einem Treuhandfonds wird im Rahmen einer öffentlichen Anhörung in Anwesenheit Ongwens und Rechtsvertreter der Opfer verkündet.

Der heute etwa 49 Jahre alte Ongwen ist nach Überzeugung des Gerichts für Morde, Folter und Vergewaltigungen und weitere Verbrechen verantwortlich. Zeugenberichten zufolge ließ er in Gewaltorgien Kinder ihre Eltern totprügeln und zwang seine Kämpfer zu kannibalischen Handlungen. Der Prozess stellte den Strafgerichtshof vor mehrere neue Herausforderungen, auch mit dem Argument der Verteidigung, Ongwen sei durch seine Vergangenheit als Kindersoldat selbst traumatisiert.