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3Sat-Doku über Rainald Grebes großes Finale auf der Waldbühne

3sat zeigt eine außergewöhnliche Dokumentation über den Berliner Musiker und Kabarettisten Rainald Grebe. Trotz schwerer Krankheit gibt er sein größtes Konzert auf der Berliner “Waldbühne”.

Die Waldbühne Berlin ist eine bei Künstlern und Publikum beliebte Freilicht-Arena. Wer hier auftritt, hat es geschafft, befindet sich in bester Gesellschaft mit Größen wie den Rolling Stones und Peter Maffay. Im Juli 2023 trat dort erstmals auch Rainald Grebe mit seiner Band, “Kapelle der Versöhnung” auf. Das Konzert vor 10.000 Fans war möglicherweise ein letzter Höhepunkt seiner Karriere. Denn der Musiker und Kabarettist hatte mehrere Schlaganfälle und ist unheilbar krank; seinen Lebensmut hat er dennoch nicht verloren. Die 3sat-Dokumentation “Rainald Grebe: Der Tod im Leben. Unheilbar krank zum größten Auftritt” zeichnet am 22. Februar um 21.15 Uhr seinen Weg bis zur Waldbühne nach.

Neben vielen Aussagen von Rainald Grebe und Eindrücken auf und hinter Bühnen lässt der Film auch jenen Schicksalstag im März 2017 Revue passieren: Grebe stand in Düsseldorf auf der Bühne. Zunächst ein Auftritt wie Tausende zuvor, doch dann ist plötzlich alles anders: Er hat Texthänger; er fühlt sofort, dass etwas mit ihm nicht stimmt, macht weiter – doch dann: absolute Dunkelheit.

Während des Auftritts hatte Rainald Grebe einen Schlaganfall erlitten – und es sollte nicht der einzige bleiben. Der Film zeigt Niederlagen und Höhepunkte seines weiteren Weges, ist bei Konzerten in Dresden, Wien und München dabei. Ebenso am Krankenbett in der Berliner Charité, wo die Ärzte zunächst nicht wissen, was ihm fehlt und wie man ihm helfen kann. Dann gibt es eine Diagnose: Eine seltene Gefäßerkrankung verursacht immer wieder Schlaganfälle – mal leichtere, mal schlimmere. Trotzdem kämpft sich Rainald Grebe zurück ins Leben, er will auftreten – und zwar auf der Waldbühne.

Ungewöhnlich wie die Doku ist auch deren Entstehung: Regisseurin Bärbel Bielek verließ mit dem Projekt nach eigenen Worten ihre Komfort-Zone, produzierte den Beitrag mit zwei weiteren Mitstreitern auf eigenes finanzielles Risiko. Franz Schumacher und Jan-Marc Ramm, die den heute 53-jährigen Grebe als Ton- und Lichttechniker seit Beginn begleiten, wollten Grebes Lebenswerk verfilmen. Als Regisseurin Bärbel Bielek zufällig gefragt wurde, sagte sie spontan zu. “Wir wollten keine wertvolle Zeit verlieren. Als der Dreh abgeschlossen war, schickte ich an ZDF und 3sat ein Treatment und einen Trailer für den Film, und der Sender war im Boot. Das ist äußerst ungewöhnlich und ein großes Glück”, erklärt Bärbel Bielek der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Sie nennt Neugier als ihre Triebfeder für ihre Arbeit und fühlt sich privilegiert, Fragen stellen zu können und eine Geschichte so erzählen zu können, dass sie den Protagonisten gerecht wird. “Als ich Rainald Grebe den fertigen Film in der Reha zeigte, war das Konzert auf der Waldbühne schon über ein Jahr her und weit weg. Seine Situation in dem Moment: neue Schlaganfälle, die neue Tour abgesagt, die Zukunft ungewiss.”

Am Schluss des Films bedankt er sich bei der Regisseurin für den Film. Schließlich hat sie sein Waldbühne-Konzert und seinen Weg dorthin durch die Doku verewigt. “Mein erstes freies und unabhängiges Filmprojekt – und nach dieser beeindruckenden Erfahrung nicht das letzte”, verspricht Bielek. Sie habe gemerkt, dass der Film zwei Reaktionen auslöst: “Lachen und Weinen”.

Die behutsame Begleitung mit Kamera und Mikrofon macht den Film zu einem emotionalen und interessanten Ausnahmewerk. Das Publikum erlebt Grebes Höhen und Tiefen mit, spürt aber auch die Kraft, die der Künstler schöpft, um seinen Traum vom Auftritt auf der größten Open-Air-Bühne Deutschlands zu verwirklichen.

Durch Grebes eigene Aussagen und die Perspektiven seiner Bandmitglieder ist ein bewegendes Porträt des Liedermachers entstanden; der Film funktioniert auch ohne einen Sprecher mit erklärenden Kommentaren. Wer bisher noch kein Konzert von ihm erlebt hat, dem sei im Anschluss empfohlen “Rainald Grebe: Die Band”, 45 Minuten vom “3satFestival Mainz 2023”.