Das Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden zeigt historische Fotografien von medizinischen Einsätzen an der Kriegsfront. Unter der Überschrift „20.000 Kilometer unter dem Roten Kreuz“ sind seit Sonntag bis 15. September Fotografien von Elisabeth und Walter von Oettingen zu sehen, wie das Museum mitteilte. Das Ehepaar – er war Chirurg, sie OP-Schwester – fuhr mit Lazarettzügen des Roten Kreuzes zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Kriegsfronten und dokumentierte mit der Kamera seine Reisen in einem Hospital auf Schienen.
Vor der Kulisse des heute fast vergessenen Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 seien ungewöhnliche Fotos entstanden, die neben der medizinischen Arbeit die Landschaft und die Menschen in einem fernen und fremden Land zeigen, hieß es. Die Fahrt der baltendeutschen Sanitätstruppe mit der Transsibirischen Eisenbahn, Alltagsszenen aus Sibirien und der Mandschurei, der Aufbau des Feldlazarettes, Transport und Behandlung von Verwundeten wurden in Aufnahmen von bemerkenswerter technischer Qualität festgehalten, wie die Ausstellungsmacher erläutern.
Schon 1905 veröffentlichte Elisabeth von Oettingen ihre Erlebnisse in dem Buch „Unter dem Roten Kreuz im Russisch-Japanischen Kriege“. Als der Erste Weltkrieg 1914 begann, machte sich das Ehepaar von Oettingen erneut im Lazarettzug „Kronprinzessin Cecilie“ auf die Reise an die Fronten.
Dass der Oettingen-Nachlass erhalten werden konnte, sei dem Arzt und Medizinhistoriker Hans Schadewaldt zu verdanken, hieß es. Er war von 1965 bis 1991 Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und erwarb 645 Glasplattennegative, die Elisabeth und Walter von Oettingen im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 und im Ersten Weltkrieg aufgenommen hatten.
Schadewaldt setzte sich in den 1970er Jahren für ein neues medizinhistorisches Museum in Hilden ein, das nun den Nachlass erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Neben den Kriegsmotiven finden sich auch Familienfotos und Reiseaufnahmen in der Sammlung, die heute im Archiv der Heinrich-Heine-Universität beheimatet ist.