Vor 80 Jahren befreiten US-Truppen das Konzentrationslager Dachau. Bei der zentralen Gedenkfeier am Sonntag ergreift ein 100-jähriger ehemaliger Soldat das Wort. Und nennt die Überlebenden die “wahren Helden”.
Mit einer zentralen Gedenkfeier ist am Sonntag an die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau vor 80 Jahren erinnert worden. Zu den 1.800 Gästen aus aller Welt zählten auch acht Überlebende sowie ein ehemaliger US-Soldat, der das Lager als 20-Jähriger mit seinen Kameraden am 29. April 1945 befreit hatte.
Bud Gahs (100) trat in Uniform ans Rednerpult und wurde dort mit stehendem Applaus empfangen. Er sagte: “Erst als wir die Tore von Dachau öffneten, wurde uns wirklich klar, wofür wir gekämpft hatten. Die tapferen Seelen, die unbeschreibliche Schmerzen und Leid ertragen mussten, sind die wahren Helden. Von ihnen haben wir gelernt, wie wichtig Hoffnung und die Stärke des menschlichen Geistes sind.”
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) sagte, im KZ Dachau sei Terror zum System geworden. Es sei der erste Ort gewesen, “an dem nichts galt außer der Willkür der SS”. Für sie sei immer noch unvorstellbar, zu was Menschen fähig gewesen seien. Daraus erwachse bis heute der Auftrag, für eine politische Kultur zu arbeiten, “die in Andersdenkenden nicht den Feind sieht”.
Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf (CSU) sagte: “Erinnern heißt: Begreifen, was war, was ist, was werden kann. Der Holocaust war bestialisch und unmenschlich, aber von Menschen gemacht.” Jede Form von Menschenhass müsse daher bekämpft werden. Dabei gehörten Erinnerung und Wehrhaftigkeit zusammen. Für Gymnasien und Realschulen in Bayern steht der Besuch einer KZ-Gedenkstätte im Lehrplan. Ab kommendem Schuljahr gilt dies auch in den Mittelschulen.
In einer Munitionsfabrik nördlich von München richteten die Nazis im März 1933 eines ihrer ersten Konzentrationslager ein. Dachau wurde zum Muster für weitere KZ, von den Wachtürmen über die Anordnung der Baracken bis zur Ausbildung der Wachmannschaften und Kommandanten.
Einschließlich der Außenlager waren dort mehr als 200.000 Menschen aus über 40 Nationen inhaftiert: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und katholische Politiker, später auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Geistliche aller Konfessionen und Juden. Etwa 41.500 starben in der Haft oder an deren Folgen.
Die 1965 eröffnete KZ-Gedenkstätte Dachau geht auf die Initiative überlebender Häftlinge zurück. Dabei mussten sie hartnäckigen politischen Widerstand auf lokaler und auf Landesebene überwinden. Heute wird die Gedenkstätte jährlich von rund einer Million Menschen aus aller Welt besucht.