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Zur Person: Die Leipziger Bürgerrechtlerin Gesine Oltmanns

Die Leipzigerin Gesine Oltmanns ist ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin und eines der prominenten Gesichter der entscheidenden Montagsdemonstrationen vom 9. Oktober 1989. In den 1980er Jahren organisierte sie in der Nikolaikirche Leipzig gemeinsam mit kirchlichen Basisgruppen Friedensgebete. Die Veranstaltungen waren ein Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in der DDR.

Die heute 60-jährige Oltmanns ist seit der Gründung der Stiftung Friedliche Revolution 2009 im Kuratorium und im Vorstand aktiv. Seit Ende 2024 ist sie Ehrenvorsitzende der Stiftung. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die politisch-historische Bildungsarbeit. Derzeit hat sie die Projektleitung für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal inne.

Zwischen 1983 und 1989 war Oltmanns Mitglied verschiedener oppositioneller Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in Leipzig. Geboren wurde sie 1965 in Olbernhau im Erzgebirge. Bereits als Schülerin engagierte sie sich gesellschaftskritisch. In der DDR blieben ihr nach eigenen Aussagen aus politischen Gründen und als Pfarrerstochter sowohl ein Studium als auch eine Berufsausbildung verwehrt. In Leipzig arbeitete sie zunächst bei der Volkssolidarität, der Post und beim Deutschen Verlag für Musik.

1989 war sie eine der führenden Aktivistinnen: Bereits im Januar initiierte sie mit Freunden in Leipzig eine Flugblattaktion mit dem Aufruf zu einer Demonstration für Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Die damals 24-Jährige war aus diesem Grund mehrere Tage in Untersuchungshaft. Im September 1989 entrollte sie mit Freunden vor der Nikolaikirche ein Transparent mit der Aufschrift „Für ein offnes Land mit freien Menschen“. Sie nutzte die Präsenz internationaler Medien während der Leipziger Messe.

Westdeutsche Medien hielten die Aktion mit der Kamera fest. Danach wuchs die Teilnehmerzahl bei den Leipziger Montagsdemonstrationen, die am 9. Oktober 1989 nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche mit rund 70.000 protestierenden Menschen ihren Höhepunkt erreichte.

1990 war Oltmanns beim Bürgerkomitee Leipzig beschäftigt, das für die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit im damaligen Bezirk Leipzig zuständig war. Zudem arbeitete sie bis 1994 als Mitarbeiterin des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes in der Außenstelle Leipzig. Oltmanns wirkte an der Rehabilitierung von politischen Gefangenen der ehemaligen DDR mit. Von 1993 bis 1995 studierte sie Jura. Danach schloss sich eine Familienzeit mit neun Kindern an.

2014 gründete Oltmanns den Verein „Europamaidan Leipzig“ mit. Sie setzt sich aktiv gegen Rechtsradikalismus und für Demokratie ein. Oltmann ist Mitinitiatorin von Protestaktionen wie „Leipzig denkt selbst“, „Haltung zeigen“, „Leipzig leuchtet für Demokratie und Menschenrechte“ und „Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte“. 2025 erhielt sie die Ehrenbürgerwürde der Stadt Leipzig.