“Soziale Auslese” durch Mieten? Das Deutsche Studierendenwerk warnt zum Start des Hochschuljahres vor einem bildungs- und sozialpolitischen Skandal. An Bund und Länder haben die Wohnheimbetreiber klare Erwartungen.
Zu Beginn des Wintersemesters warten bundesweit laut den Studierendenwerken noch rund 33.000 Studierende auf einen Wohnheimplatz. Sie verteilen sich auf nur elf Großstädte, darunter Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München, wie das Deutsche Studierendenwerk als Verband am Dienstag in Berlin mitteilte. Auch Großstädte wie Darmstadt, Göttingen, Heidelberg und Mainz seien dabei. Allein rund 8.800 Studierende warteten demnach in München, der teuersten Hochschulstadt Deutschlands, auf einen Wohnheimplatz.
“Die hohen Mieten drohen viele Studierende finanziell zu erdrücken und sorgen für lange Wartelisten bei den Studierendenwerken”, sagte der Chef des Deutschen Studierendenwerks, Matthias Anbuhl. Er warnte vor einer “neuen Form der sozialen Auslese”, bei der die Frage, ob ein Studium aufgenommen werden könne, nicht vom Notenschnitt abhänge, sondern vom Mietpreis am Hochschulort. Das sei ein bildungs- und sozialpolitischer Skandal.
Das Deutsche Studierendenwerk fordert daher, dass CDU/CSU und SPD ihre im Koalitionsvertrag versprochene Bafög-Reform zügig angehen und bei der Wohnkostenpauschale nachlegen. Zudem müssten Bund und Länder das Programm “Junges Wohnen” zur Förderung von Wohnheimplätzen für Studierende und Auszubildende kraftvoll umsetzen. Nötig sei ein Jahrzehnt des Bauens und Sanierens.
Dem Verband gehören 57 Studierendenwerke an, die bundesweit rund 1.700 Wohnheime mit fast 196.000 Plätzen betreiben. Im Schnitt koste ein Wohnplatz dort 305 Euro, hieß es. Allerdings fänden in den Wohnheimen nur etwa zehn Prozent der Studierenden Platz, was zu Wartelisten und enormem sozialen Druck führe.