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Der Ursprungsort der Reformationsbewegung wird zum Festivalgelände. 16 Wochen lang ist Wittenberg die Freiluftbühne für die großen Fragen der Zeit

Jens Schlueter/epd

Von Christina Özlem Geisler

Es ist soweit: Zum Start der Weltausstellung Reformation „Tore der Freiheit“ in Wittenberg anlässlich des 500. Reformationsjubiläums sind die letzten Bauzäune verschwunden. In den ehemaligen Wallanlagen um die Altstadt herum haben rund 80 Aussteller Schauplätze für mehr als 100 Veranstaltungen pro Woche geschaffen. Bis zum 10. September bieten sie Platz für Andachten und Diskussionen, Workshops, Klassik- und Popkonzerte.
Wer am Hauptbahnhof mit dem Rundgang durch und um die Lutherstadt beginnt, kann zunächst einen „Perspektivwechsel“ wagen. Ein 30 Meter hoher Aussichtsturm bietet einen Überblick über die Altstadt mit ihren vielen Kirchtürmen und auf den grünen Gürtel der Wallanlagen. Im Mantel einer bedruckten Plane sieht der Turm aus wie die Neuauflage der 2017 erschienenen Lutherbibel.

Sieben „Tore der Freiheit“ mit Erlebnisräumen

Auch der Truck des Europäi­schen Stationenweges parkt nun dort. Er zeigt Reformationsgeschichten, die er aus 19 verschiedenen Ländern mit nach Wittenberg gebracht hat. Daneben haben alle 67 Stationen Städtebanner nach Sachsen-Anhalt geschickt, die den Fußweg vom Bahnhof in die Innenstadt flankieren.
Zu den Themen Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung, Kultur sowie Ökumene und Religion haben Institutionen aus Politik und Gesellschaft verschiedene Orte zum Innehalten, Lernen und zum Austausch geschaffen, zum Beispiel das Berliner „House of One“ als interreligiöses Begegnungszen­trum.
Auch Landeskirchen aus dem Verbund der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tragen mit eigenen Projekten zur Weltausstellung bei. So ließen die Bayern im Torraum Ökumene einen Garten entstehen, der aus jedem Jahrhundert seit Martin Luther einen Reformator der bayerischen Kirchengeschichte vorstellt. Hannover schuf einen „Erlebnis-Raum“, in dem sich Besucher mit der Bedeutung der Taufe auseinandersetzen und an ihr eigenes Christwerden erinnern lassen können.
Einen weiteren Erlebnisraum bietet die Landeskirche Hessen und Nassau rund um das Thema „Segen“. Neben ihrer preisgekrönten „LichtKirche“, die für Trauungen und Taufen gebucht werden kann, soll im Torraum Globalisierung der Segens-Roboter „Bless­U-2“ zur Diskussion über Digitalisierung und die Vermenschlichung von Maschinen anregen. Welche Orientierung der christliche Glaube für das Hier und Jetzt gibt, fragen die evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen mit einem Pavillon zur Barmer Theologischen Erklärung.
Das Café #Friedenswege am Wittenberger Schwanenteich ist ein Projekt der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden. Es bildet eigenen Angaben zufolge das breite Spektrum der Überzeugungen innerhalb der Evangelischen Friedensarbeit ab und stellt den Besuchern während der Weltausstellung Friedensfachkräfte und Militärseelsorger zum Austausch bereit.
Dienstags ist Ruhetag auf der Weltausstellung, was aber keine Langeweile bedeuten muss. Vier Besuchermagnete der Lutherstadt sollen durchgehend geöffnet sein: Das Riesenrad „Zwischen Himmel und Erde“ in den südlichen Wallanlagen dreht sich für Aussicht- und Gesprächsuchende gleichermaßen. Auf Wunsch steigt ein Seelsorger mit in die Gondel. Yadegar Asisis Panorama „Luther 1517“ lädt zu einem Rundgang durch das damalige Wittenberg ein.

Freiheits-Schau unter freiem Himmel

Und auch die beiden Kunstausstellungen am Ost- und Westende der Altstadt haben Dauerbetrieb. Da sind das Lutherhaus mit der Nationalen Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ sowie der Mitmachausstellung „Der Mönch war‘s!“, die nicht nur Kindern einen spielerischen Zugang zum 31. Oktober 1517 ermöglicht – dem Tag, an dem Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Im Alten Gefängnis haben 66 internationale Künstler die ehemaligen Zellen zu kleinen Welten umgestaltet, in denen es um die künstlerische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts geht.
Als „das vielfältigste Event zum 500. Reformationsjubiläum und eine der größten Veranstaltungen im Jahr 2017“ haben die Organisatoren des Reformationssommers ihre Schau unter freiem Himmel angekündigt. Von dem Ergebnis jahrelanger Vorbereitungen können sich Besucher nun immer mittwochs bis montags zwischen 10 und 18 Uhr selbst überzeugen.

Ausführliche Informationen zur Weltausstellung und zu weiteren Angeboten unter www.r2017.org.