Artikel aus der Kirchentagszeitung, Nr. 2
Klimaschutz, Seenotrettung, soziale Gerechtigkeit: Beim evangelischen Kirchentag in Dortmund wird über die großen Themen der Zeit diskutiert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hob vor dem Auftakt des Protestantentreffens am Mittwochabend insbesondere die Digitalisierung hervor. Der Kirchentag biete Gelegenheit, über die Gestaltung der digitalen Zukunft ins Gespräch zu kommen, sagte er.
Steinmeier forderte mehr Gestaltungswillen im Umgang mit digitalen Technologien. „Wir können die Gestaltung der Zukunft in die eigenen Hände nehmen, allerdings nicht jeder für sich, sondern nur miteinander und solidarisch“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst.
Viele Menschen würden die gesellschaftlichen und technologischen Auswirkungen der Digitalisierung als Fremdbestimmung erfahren, manche fühlten sich ohnmächtig. „Dem sollten wir gemeinsam Vertrauen und Mut entgegensetzen und vor allem die digitalen Technologien in den Dienst des Menschen stellen“, sagte der Bundespräsident, der am Donnerstag beim Kirchentag eine Rede zur digitalen Moderne halten wird.
Für die Grundsatzrede hat sich Steinmeier bewusst den Kirchentag ausgesucht, um ein breites Publikum zu erreichen, wie aus dem Präsidialamt verlautete. Der Bundespräsident lobte das fünftägige Protestantentreffen als Beispiel dafür, wie Bürger dem Freiheitsanspruch Gehör verschaffen und etwas bewegen könnten. „Es ist ein Ereignis mit großer Strahlkraft in alle Bereiche unserer Gesellschaft und unseres Lebens hinein.“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verteidigte erneut die Entscheidung des Kirchentagspräsidiums, keine AfD-Politiker nach Dortmund einzuladen.
„Ich erwarte einen Klärungsprozess dazu, ob die AfD diese rechten Einstellungen als Teil ihrer Partei duldet oder sogar will, oder ob sie sich abgrenzt. Das steht noch aus“, sage er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Ihm sei es aber wichtig, mit Menschen, die AfD wählen oder sich in der Partei engagieren, im Gespräch zu sein, sagte Bedford-Strohm. Dazu brauche es jedoch einen Grundkonsens. „In der AfD gibt es Menschen, die sich als konservativ verstehen, aber auch solche, die rechtsradikale Auffassungen vertreten und damit in diametralem Gegensatz zu christlichen Grundüberzeugungen stehen“, erklärte Bedford-Strohm.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, erklärte, der Ausschluss von AfD-Politikern sei eine schwierige Entscheidung, die sich am Ende aber rechtfertigen lasse. Positionen, die offen eine Tendenz zu Ausgrenzung und Rassismus zeigten, sollten nicht zu Wort kommen, sagte der evangelische Theologe dem Deutschlandfunk am Mittwoch. Solche Meinungen dürften in ihrer Radikalität nicht den öffentlichen Diskurs bestimmen.