Von Ute Gniewoß
Eine Jüdin erzählt einer deutschen Reisegruppe in Israel, wie sie Begegnungen zwischen jüdischen und palästinensischen Menschen organisiert. Sie erzählt von den Schwierigkeiten, überhaupt zusammenkommen zu können und von den Anfeindungen, die sie von allen Seiten erfährt. An einem Tag nach einem Attentat in Israel, bei dem eine junge Bekannte von ihr umgekommen ist, spricht ihr Sohn sie an, der gerade in der israelischen Armee seinen Dienst tut: „Wie kannst du dich weiter für diese jüdisch-palästinensischen Treffen einsetzen? Du siehst doch, dass es überhaupt nichts bringt. Hör damit auf.“ Es folgt eine schlaflose Nacht für sie. Sie denkt an die junge Frau, die gestorben ist. Sie denkt an ihren Sohn. Wo wird er noch eingesetzt werden? Als sie uns davon erzählt, schließt sie ihre Schilderungen mit dem Satz: „Ich habe die ganze Nacht mit mir gerungen, aber am Morgen wusste ich, dass ich weitermachen muss. Ich wusste, es gibt keine Alternative. Wir müssen einander begegnen. Wir müssen die Leiden der anderen wahrnehmen und miteinander sprechen.“