RECKLINGHAUSEN – Mit neuem Logo und frischem Design startete das 10. Kirchliche Filmfestival in sein Jubiläumsjahr. Insgesamt 16 Spiel- und Dokumentationsfilme sowie drei Kurzfilme, viele vor dem offiziellen Kinostart oder als Recklinghausen-Premiere, waren an den fünf Tagen im Cineworld-Kino in Recklinghausen zu sehen. Ein besonderes Highlight auf diesem Jubiläumsfestival war die Verleihung des Ehrenpreises an Wim Wenders.
„Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ heißt der Dokumentarfilm, der den diesjährigen Ökumenischen Filmpreis erhalten hat. Der Preis wird von der evangelischen und katholischen Kirche verliehen. Der Regisseur Talal Derki begleitete den Alltag einer radikal-islamistischen Großfamilie im vom Krieg verwüsteten Syrien und zeigt tiefe Einblicke in das Leben einer sonst hermetisch abgeriegelten Welt.
Der Regisseur habe den Film mit hoher eigener Gefährdung gedreht, sagte Horst Walther vom Institut für Kino und Filmkultur, neben Michael M. Kleinschmidt einer der beiden künstlerischen Leiter des Filmfestivals. „Der Film zeigt, wer diese Menschen sind, wie sie aussehen, wie sie leben.“ Der Film gehe unter die Haut, äußerte Weihbischof Rolf Lohmann in seiner Laudatio. Er zeige eindrücklich, wie Hass, Aggression und Brutalität weitergegeben werde und Raum in Kopf und Herz anderer gewinne.
Den Film als Kunstwerk beschrieb die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, in ihrem Grußwort. Einem Kunstwerk widmet man Aufmerksamkeit. Es kann irritieren und abstoßend wirken. „Unbequeme Filme haben das Zeug, echte Kunstwerke zu sein“, so Kurschus. Sie warf einen Blick auf die Vielfalt der unbequemen Filme beim diesjährigen Kirchlichen Filmfestival. So wurde das Thema des sexuellen Missbrauchs nicht ausgenommen, der in dem französischen Film „Gelobt sei Gott“ thematisiert wird.
Kurschus hob auch die besondere Verantwortung von Christinnen und Christen für die Schöpfung hervor, die in dem Film zum Kinder- und Jugendfilmpreis „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“ deutlich wird. „Das kann auch den Verzicht auf manche Bequemlichkeit bedeuten“, machte Kurschus deutlich. Bei dem Einsatz für eine gute Zukunft der Erde solle die Kirche eine glaubwürdige Vorreiterin sein.
Zum Jubiläumsjahr begann das Kirchliche Filmfestival vor der offiziellen Eröffnung mit einem ökumenischen Filmgottesdienst in der Christuskirche in Recklinghausen, den Superintendentin Katrin Göckenjan, Pfarrer Harald Wagener und Pastoralreferent Joachim van Eickels zum Film „Parked – Gestrandet“ gestalteten. Eine Besonderheit gab es in der Propsteikirche St. Peter mit der Vorführung des Stummfilms „Sonnenaufgang – Das Lied von zwei Menschen“ aus dem Jahr 1927 von Friedrich Wilhelm Murnau. Musikalisch wurde der Film von Regionalkantor Thorsten Maus live an der Orgel begleitet.
Zum Ende des 10. Kirchlichen Filmfestivals nahm Wim Wenders den Ehrenpreis für sein Lebenswerk persönlich in Empfang. Wenders trat 1968 aus der katholischen Kirche aus, 20 Jahre später „durch die andere Tür“ in die evangelische Kirche wieder ein. „Ich bin im Herzen durch und durch katholisch geblieben, das werde ich auch nicht mehr los“, bekannte Wenders seinem Publikum. Die Trennung beider Kirchen finde er aber „einen Skandal“, er versuche als ökumenischer Christ „beides zu leben“. UK