Am Donnerstagabend ist der Neubau des Zentrums für Islamische Theologie (ZITh) an der Universität in Tübingen offiziell vom Land an die Universität Tübingen übergeben worden. „Das Zentrum für Islamische Theologie als erste Bildungseinrichtung ihrer Art ist auch für unsere säkulare Gesellschaft bedeutsam“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) laut einer Mitteilung des Finanzministeriums bei der Übergabe des Zentrums. „Es ist wichtiger denn je, dass unsere muslimischen Religionslehrkräfte und der wissenschaftliche Nachwuchs der universitären Theologie eine anspruchsvolle wissenschaftliche und zeitgemäße pädagogische Ausbildung erhalten.“
In den Neubau hat das Land rund 22,8 Millionen Euro investiert. In ihm befinden sich auf einer Fläche von rund 2.500 Quadratmetern eine große Bibliothek, Seminarräume, Besprechungsräume und Büros. Der Neubau wird nicht alleine von der islamischen Theologie genutzt, sondern auch von der katholischen und evangelischen Theologie. Außerdem sind einige Räume vom Fachbereich Psychologie belegt.
Seit dem Frühjahr ist das ZITh in den Neubau gezogen, zuvor war es auf zwei Standorte verteilt. Gemeinsam mit dem Theologicum, in dem sich die evangelische und katholische Fakultät befindet, ist damit ein „Campus der Theologien“ entstanden. Laut dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium ist der Neubau der neue Mittelpunkt des Campus der Theologien: „Durch die räumliche Nähe werden optimale Voraussetzungen für einen offenen Dialog zwischen den Religionen, für den wissenschaftlichen Austausch und für das persönliche Miteinander geschaffen.“
So nimmt das auch die Direktorin des ZITh und Professorin für Islamische Glaubenslehre, Lejla Demiri, wahr: „Von Beginn an haben wir intensiv mit den christlichen Theologien kooperiert, und die akademische Zusammenarbeit sowie der Austausch mit ihnen haben maßgeblich zur Weiterentwicklung unserer Lehr- und Forschungstätigkeiten beigetragen“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. „Uns war klar: Wir können und wollen den Islam nicht isoliert unterrichten.“
Seit das ZITh 2011 als bundesweit erstes Zentrum für Islamische Theologie gegründet wurde, hat sich viel getan: Es bietet acht Studiengänge an, darunter den Lehramtsstudiengang „Islamische Religionslehre“, Islamische Theologie als Bachelor und Masterstudiengang und als einzige Universität in Deutschland einen Studiengang zu „Islamische Praktische Theologie für Seelsorge und Soziale Arbeit“, der sich gezielt an zukünftige islamische Seelsorger und Sozialarbeiter richtet. Gemeinsam mit den christlichen Theologien verantwortet das Zentrum zudem einen Studiengang zu interreligiösen Studien.
Insgesamt hat das ZITh derzeit 165 Studierende, darunter 75 Lehramtsstudierende und 31 Doktoranden. Zum Vergleich: In Tübingen gibt es insgesamt 246 Studierende in der katholischen Theologie und 552 in der evangelischen Theologie.(2569/14.11.2024)