Die Vertretung der katholischen Laien sieht sich zurückgesetzt. Doch in der Reform seines obersten Beratungsgremiums sieht Kardinal Woelki die Rolle der Nicht-Kleriker gestärkt.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verteidigt den von ihm geplanten Umbau seines obersten Beratungsgremiums. Der neue Diözesanpastoralrat werde “die große Vielfalt der Menschen und Lebensumstände im Erzbistum Köln” abbilden, sagte der Erzbischof der “Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln”. Die Laienvertretung, der Diözesanrat der Katholiken, hatte die neue Zusammensetzung kritisiert; etablierte Strukturen würden mutwillig zerstört.
Der Diözesanpastoralrat – kurz DPR – berät den Erzbischof in allen Fragen der Seelsorge. Ihm gehörten bislang bis zu 75 Mitglieder an, darunter 10 Personen aus dem Diözesanrat, der sich aus gewählten Mitgliedern aus Gemeinden und katholischen Verbänden zusammensetzt. Weiter wirkten im DPR neben den Führungskräften der Erzdiözese die 15 Stadt- und Kreisdechanten und jeweils vier bis sechs Vertreter der Berufsgruppen (Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten) mit. Künftig soll es nur noch 51 Mitglieder geben und die einzelnen Gruppen einschließlich des Diözesanrats lediglich noch jeweils zwei Vertreter entsenden. Darüber hinaus sollen 18 Laien, also Katholiken ohne Weiheamt, per Losverfahren als Mitglieder bestimmt werden. Interessenten dafür müssen sich vorher bewerben.
Woelki verwies darauf, dass mit der Reform der Anteil der Priester auf ein Drittel begrenzt werde, um Laien mehr in Verantwortung zu bringen. Alle Gremien seien auch künftig vertreten, wenn auch in einigen Fällen mit weniger Personen. Hinzukämen Vertreter der Internationalen Gemeinden, die rund 20 Prozent der Katholiken im Erzbistum Köln ausmachten. Mit dem notariell überwachten Losverfahren bekämen Menschen eine Stimme, “die vielleicht auf unseren gewohnten Wegen nie eine Chance hätten, sich auf dieser Ebene einzubringen”.
Der Kardinal wies die Kritik zurück, dass Losverfahren sei nicht demokratisch legitimiert. “Was könnte offener und direkter sein als ein einfaches und offenes Losverfahren?” Bei dem von den Bürgerräten inspirierten Modell werde ganz bewusst die Beteiligung junger und älterer Menschen gestärkt. Geplant sind vier Lostöpfe, aus denen sechs Katholiken unter 30 Jahren, 4 über 70-Jährige, 4 Personen aus städtischen und 4 aus ländlichen Gemeinden gezogen werden.
Der Diözesanrat sieht in der Neustrukturierung einen “geschönten Beteiligungsprozess, um unliebsame Meinungen und Personen aus dem Gremium herauszuhalten”. In den vergangenen Jahren wurden im DPR zahlreiche Themen kontrovers diskutiert.
Der Bonner Theologe Jonas Maria Hoff, der sich mit Losverfahren in Bibel, Kirche und Gesellschaft beschäftigt hat, sieht das Kölner Modell skeptisch. Damit ein Losverfahren repräsentativ werde, bedürfe es wie beim Bürgerrat eines komplexen mehrstufigen Vorgehens mit einer strukturierten Vorauswahl. Zudem werde im Kölner Modell nur bei den Laien, nicht aber bei den Klerikern gelost.