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Wo Verbrechen drohen

Nimmt die Gewalt zu? Tatsächlich ist die Kriminalität in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Probleme bereiten allerdings kriminelle Rechtsextremisten

Steffen Schellhorn

Berlin/München (epd/UK). Hunderte kriminelle Neonazis sind in Deutschland offenbar untergetaucht. Wie der in Berlin erscheinende «Tagesspiegel» (Donnerstagsausgabe) berichtet, lagen der Polizei am 10. Oktober des laufenden Jahres 598 Haftbefehle zu Personen vor, die als kriminelle Rechtsextremisten gelten. Die Haftbefehle richteten sich gegen 454 Männer und Frauen, heißt es in dem Bericht unter Verweis auf Angaben des Bundesinnenministeriums in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion.

Dabei handelte es sich der Zeitung zufolge um verurteilte rechte Täter, die ihre Haftstrafe nicht antraten, sowie Tatverdächtige. 108 Untergetauchte gelten demnach als gewalttätig. Nicht alle gesuchten Rechten stünden wegen einschlägiger Szenedelikte in der Fahndungsliste.

Nach den Worten der Linken-Politikerin Ulla Jelpke erhöht sich die Zahl abgetauchter rechtsextremistischer Gewalttäter im Untergrund von Jahr zu Jahr. «Dass sich damit auch das Risiko neuer rechtsterroristischer Strukturen erhöht, ist offensichtlich», sagte Jelpke der Zeitung.

Zur gleichen Zeit warnt der Kriminologe Christian Pfeiffer nach den Gewalttaten gegen Frauen in Freiburg und Bochum vor einer Vorverurteilung von Flüchtlingen. Dem Radiosender Bayern 2 sagte Pfeiffer am Mittwoch, dass die Kriminalitätsrate in den vergangenen acht Jahren gesunken sei – trotz steigender Zuwanderung. Die Zahl der Vergewaltigungen beispielsweise habe in zehn Jahren um 20 Prozent abgenommen, die der Tötungsdelikte seit dem Jahr 2000 um 40 Prozent.

Der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen sagte, die Kriminalität im Land sei gesunken, obwohl der Anteil der Fremden steig. In Bochum steht ein irakischer Flüchtling im Verdacht, zwei Studentinnen vergewaltigt zu haben. In Freiburg soll ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan eine Studentin vergewaltigt und ermordet haben.

Pfeiffer räumte jedoch ein, dass es mit der Zuwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen auch zu Veränderungen in Deutschland komme. Die Zuwanderer brächten nun mal Überzeugungen ihres bisherigen Lebens mit. Er rechne aber eher mit Dominanzansprüchen von Männern. «Das heißt aber nicht Vergewaltigung und schon gar nicht Sexualmord», betonte Pfeiffer. Es lasse sich derzeit keine generelle These aufstellen, dass die jungen zugewanderten Männer grundsätzlich eine Gefahr für Frauen darstellen.