VILLIGST – Der Trend zur Landflucht ist in Deutschland allgegenwärtig. Vor allem junge Menschen verlassen Regionen wie Südwestfalen, um in Metropolen wie Hamburg, München oder Berlin zu arbeiten. Für Unternehmen heißt es, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Aber was hält die junge Generation in Brilon, wenn die Hauptstadt winkt?
Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Wertekonferenz, die der Initiativkreis „Mitten in Westfalen“ in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Villigst im Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen veranstaltete. Unter dem Motto „Brilon statt Berlin: Wie gewinne ich die junge Generation?“ diskutierten auf dem Podium Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. Albert Henz, theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, machte darauf aufmerksam, dass die Herausforderungen auch für die Kirchengemeinden in den ländlichen Kirchenkreisen groß sind. „Unsere Frage ist es, wie wir als Kirche uns aufstellen können, um weiterhin in der Fläche präsent zu sein.“
Ein Netzwerk „Kirche im ländlichen Raum“ ist bereits gebildet, das dem Austausch ländlich geprägter Gemeinden untereinander dienen sollen.
Was können Unternehmen tun, um junge Mitarbeiter zu gewinnen? „Die Situation in Südwestfalen ist paradox: ökonomisch erfolgreich, demographisch hoch problematisch!“, erklärt Professor Rainer Danielzyk von der Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Martin König, Talent Attraction Manager bei der Infineon Technologies AG, betont: „Die Standortvorteile von kleineren Orten sind erklärungsbedürftig, aber wenn sie treffend erklärt werden, kann man auch wirklich gute Leute für Brilon begeistern.“
Doch wie tickt die junge Generation eigentlich? Darüber sprach Friederike Faß, Leiterin des Evangelischen Studienwerks Villigst: „Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben einen klaren Wertebezug.“ Gerade Familie und Freunde seien ihnen wichtig, und auch persönlicher Glaube und Moral gehörten zum eigenen Bezugssystem. Über allem stehe jedoch viel stärker, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war, eine sehr rationale Denkweise: „,Was habe ich davon?‘, ist die Frage, die heute an vielen Stellen leitend ist.“
Die Wertekonferenz findet zweimal jährlich in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Villigst und der Katholischen Akademie Schwerte statt.