Geschichtlich-religiös haben manche Wochentage eine besondere Funktion, auch psychologisch lässt sich die Dynamik der Woche beschreiben. Eine Spurensuche.
„Du sollst den Tag des Herrn heiligen“, lautet das dritte der biblischen Zehn Gebote. Am Sonntag erinnern sich Christinnen und Christen an die Auferstehung Jesu, feiern Gottesdienste oder besuchen Gräber von Verstorbenen.
Auch andere Religionen kennen solche herausgehobenen Tage: das Judentum den Schabbat, der vom freitäglichen bis zum samstäglichen Sonnenuntergang dauert, und der Islam den Freitag als gemeinsamen Gebetstag. Vielerorts steht freitags kein Fleisch auf Kantinenplänen – eine Erinnerung an den Karfreitag, also wiederum eine christliche Tradition.
Zahlreiche Songs zu den Wochentagen
Nicht nur in religiösen Bräuchen und hitzigen Debatten um den Sonntagsschutz zeigt sich, dass jeder Wochentag seine Besonderheiten hat. Zahlreiche Songschreiber haben sich dem Thema gewidmet – manche durchaus mit ernstem Hintergrund.
So ist „I Don't Like Mondays“ (Ich mag keine Montage) von den Boomtown Rats keineswegs ein Klagelied über den Wiederbeginn der Arbeitswoche. Bob Geldof schrieb es, nachdem eine Amokläuferin ihre Tat genau mit dieser Aussage im Radio erklärt hatte: Es sei „nichts los“, sagte sie dem Moderator: „Ich mag keine Montage.“ Ebenso bezieht sich „Bloody Sunday“ (Blutiger Sonntag) der irischen Band U2 auf die Unruhen in Nordirland.
Unbeschwerter kommt da „Manic Monday“ (Verrückter Montag“ daher, geschrieben von Prince. Hier geht es um den stressigen Wochenstart – im Gegensatz zum Wochenende; „Sunday“ (Sonntag) reimt sich schließlich nicht umsonst auf „funday“ (Spaßtag). Umgekehrt besingt etwa Katy Perry in „Last Friday Night“ (Letzte Freitag Nacht) die Freuden des Freitags.
Der Freitag ist heiß ersehnt
Auch die Abkürzung „T.G.I.F.“ taucht in dem Song auf, auf Twitter gern als Hashtag genutzt für: „Thank God it's Friday“, Gott sei Dank ist Freitag. In den Sozialen Netzwerken wird zudem der Mittwoch als „Bergfest“ zelebriert, als der Moment der Woche also, ab dem das Wochenende in Sicht ist. Und wohl kaum ein Zeitpunkt ist häufiger besungen worden als Samstagnacht, etwa von Bon Jovi oder Elton John.
Tatsächlich erreicht die Vitalität des Menschen offenbar am Montagvormittag ihren Tiefpunkt. Eine Umstellung des Schlafrhythmus und der neuerliche Einstieg in routinierte Abläufe seien die Ursachen, sagt der Arbeitspsychologe Oliver Weigelt im Interview der Zeitschrift „Psychologie Heute“.
Projekte sind fertig zum Wochenende
Der Montag sei also nicht ideal für komplizierte Aufgaben oder Mitarbeitergespräche geeignet. Dagegen seien viele Menschen freitags kreativer und entspannter, wenn das Wochenende vor der Tür stehe und viele Projekte der laufenden Woche abgeschlossen seien.
Wer allzu sehr unter Montagsblues leidet, sollte sich laut Weigelt allerdings fragen, ob der Job noch zu einem passt, das erwartete Pensum leistbar sei und die Arbeit wertgeschätzt werde. „Der Tag selbst ist ja nicht schuld an einer möglicherweise miesen Stimmung, sondern es ist die eigene Haltung zur Arbeit und den entsprechenden Aufgaben, ob man sie eben mag oder nicht.“
Wie stark Menschen den Kontrast zwischen Arbeitswoche und Wochenende erlebten, sei eine Frage der Work-Life-Balance. Manche berichteten sogar von „Sunday scaries“, also einem bereits am Sonntag einsetzenden unguten Gefühl im Hinblick auf die anstehende Woche.
Am Samstag erscheint das Sams
Ein Denkmal hat Schriftsteller Paul Maar den Wochentagen gesetzt. Damit am Samstag das Sams erscheint, müssen erfreuliche und weniger erfreuliche Bedingungen zusammenkommen: sonntags Sonnenschein, montags der Besuch von Herrn Mon, dem Freund der Hauptfigur Herr Taschenbier, dienstags der Dienst, Mittwoch die Mitte der Woche, donnerstags Donner und freitags ein freier Tag.