Im idyllischen Weindorf Nenzenheim bei Kitzingen werden an Heiligabend keine kleinen Kinder rund um eine Krippe stehen und ihr schauspielerisches Talent beweisen – wie bislang. Denn es fanden sich schlicht nicht genug junge Darsteller. Damit das traditionelle Krippenspiel nicht ganz ausfällt, springt in diesem Jahr „aushilfsweise und einmalig“ der Verein der Ortsburschen ein. Die Jungs und Mädels kümmern sich eigentlich vorrangig um die Kirchweih im Dorf, viel Wein und Bier inklusive. Was die Gruppe im Alter von 14 bis 31 Jahren nun an Heiligabend genau vorhat, erläutert die Vereinsvorsitzende Eva Wagenknecht (21).
epd: Wieso haben sich in Nenzenheim nicht genügend Kinder fürs Krippenspiel gefunden – und wie seid ihr dann auf die Idee gekommen, einzuspringen?
Wagenknecht: Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, warum sich nicht genügend Schauspieler fürs Krippenspiel gemeldet haben. Eigentlich gibt’s genug Kinder im Ort. Aber es ist bei uns wie überall: Die Lust, sich in der Freizeit für etwas zu engagieren, nimmt ab. Als ich dann in der Dorf-WhatsApp-Gruppe gelesen habe, dass das Krippenspiel ausfallen soll, hab’ ich gedacht: Das geht doch nicht, dass so eine tolle Tradition einfach ausfällt! Gleichzeitig wurde unser Verein angesprochen, ob wir nicht aushelfen wollen. Ich war sofort begeistert – und die anderen auch. Es gab nur eine Bedingung: Wenn wir’s machen, dann machen wir’s auf unsere Art…
epd: Was ist denn eure „Art“? Normalerweise seid ihr ja für das Drumherum bei der Kirchweih zuständig – und also auch für die gereimte, spöttische „Kerwa-Predigt“…
Wagenknecht: Das beschreibt es schon ziemlich gut: Ja, das Krippenspiel ist in Reimform und im Dialekt – also ganz Ortsburschen-Style. Wir haben uns dreimal zum Reimen getroffen, jetzt haben wir schon zweimal in der Kirche geprobt. Ich glaube, es wird ganz gut und lustig. Wobei, wir haben uns schon beim ein oder anderen Gag gedacht: Darf man das so überhaupt in der Kirche machen? Aber man muss auch mal was Neues wagen und mit der Zeit gehen. Wenn wir versucht hätten, ein „süßes Krippenspiel“ wie mit kleinen Kindern zu machen, das würde ja auch nicht zu uns passen. Und am Ende hat unser Krippenspiel auch eine Botschaft.
epd: Wollt ihr das jetzt zur neuen Tradition machen in Nenzenheim oder sollen Weihnachten 2025 doch wieder die Kinder fürs „normale“ Krippenspiel ran?
Wagenknecht: Fast alle aus unserem Verein haben als Kinder selbst im Krippenspiel mitgemacht – und ich bin die letzten Jahre auch immer supergerne in den Weihnachtsgottesdienst gegangen, weil ich mich wirklich auf das Krippenspiel gefreut habe. Wir machen das dieses Jahr aushilfsweise und einmalig. Und wir hoffen alle sehr, dass sich nächstes Jahr wieder genügend Kinder finden, die Engel, Maria, Josef, Ochse, Esel und Könige sein wollen. Ich kann nach wie vor gar nicht verstehen, dass es nicht genügend Kinder gibt, die das machen wollen. Nach meiner Erinnerung war es das Größte, an Heiligabend da mitmachen zu dürfen! (00/3983/17.12.2024)