Das Berliner Forum der Religionen steht wegen einer Diskussionsveranstaltung zum christlichen Weihnachtsfest in der Kritik. Unter anderem forderte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) Aufklärung über die Veranstaltung mit dem Titel „Decolonizing Christmas – Zwischen Tradition, Religion und Rassismus Weihnachten neu denken“. Das Berliner Forum der Religionen wies die Vorwürfe zurück und sprach in einer Stellungnahme von einer verzerrenden und verkürzten Berichterstattung. Eine Nachfolgeveranstaltung am kommenden Montag wurde abgesagt.
Berlins Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson (parteilos), deren Haus Projekte des Forums finanziell unterstützt, nannte den Titel „Decolonizing Christmas“ irritierend und missverständlich. Gleichwohl gehe der in der Kritik erhobene Vorwurf, Weihnachten abschaffen zu wollen, völlig an den Inhalten der Veranstaltung vorbei, heißt es in einem Statement auf Instagram.
Wegner hatte am Mittwochabend auf der Plattform X geschrieben: „Weihnachten ist das Fest der Liebe und eines unserer höchsten christlichen Feste.“ Veranstaltungen wie „Decolonizing Christmas“ brauche niemand, „schon gar nicht, wenn sie aus Steuermitteln finanziert werden“. Er forderte Aufklärung durch die zuständige Senatsverwaltung.
Über die Veranstaltung in der baptistischen Charlottenburger Friedenskirche hatten zuerst die „Welt“ und „Welt TV“ berichtet. In dem Beitrag kritisiert die Rechtsanwältin und Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates, die Veranstaltung als „absurden Angriff auf christliche Traditionen“. Es gehe darum, das Christentum zu „deinstallieren“ und Weihnachten abzuschaffen. „Anders kann ich es nicht bezeichnen“, so Ates.
Laut Berliner Forum der Religionen ist der im „Welt“-Beitrag zitierte Satz, Weihnachten solle „abgeschafft“ werden, in der Veranstaltung niemals gefallen. Die Veranstaltungen des Forums seien vom Geist des Dialogs, des Respekts und der gegenseitigen Wertschätzung getragen. Dennoch sei eine Nachfolgeveranstaltung wegen E-Mails mit „diffamierendem und aggressivem Wortlaut“ und Bedrohungen der muslimischen Referierenden abgesagt worden, teilte das Forum mit.
Wedl-Wilson betonte, als gläubige Christin distanziere sie sich „von derartigen Schlagworten und missverständlichen Titeln von Veranstaltungen“. Zugleich betonte sie, Weihnachten sei mit seiner gesellschaftlichen Wirkung „das wichtigste christliche Fest“. In Zeiten tiefer gesellschaftlicher Spaltung vereinten derartige Traditionen über Grenzen hinweg.
Laut Wedl-Wilson fördert ihr Haus über das Berliner Forum der Religionen seit Jahren hunderte von Projekten. Deren Ziel sei es, das Friedenspotential der vielfältigen Religionsgemeinschaften für die Gesellschaft fruchtbar zu machen und ihm zu mehr Wirkung zu verhelfen.
Das Forum der Religionen wurde 2014 von rund 100 Vertreterinnen und Vertretern aus Religionsgemeinschaften, religionsübergreifenden Zusammenschlüssen und spirituellen Gruppen gegründet. Vorausgegangen war 2011 der von der Senatskanzlei ins Leben gerufene „Berliner Dialog der Religionen“.