Schon mit der Wahl seines Papstnamens stellte Jorge Mario Bergoglio 2013 klar, dass es ihm wie dem Heiligen Franz von Assisi vor allem um die benachteiligten Menschen geht. Am 13. März 2013 wurde der Argentinier zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt, der kurz zuvor zurückgetreten war. Von Beginn seines zwölfjährigen Pontifikats an galt Papst Franziskus als Reformer.
Vor allem die Strukturen und die Hierarchiehörigkeit innerhalb der römischen Kurie waren ihm ein Dorn im Auge. Beim Weihnachtsempfang 2014 legte er seinen Kardinälen einen „Katalog von Krankheiten“ vor, darunter die Krankheit der „geistigen und geistlichen Versteinerung“, der „Planungswut“ und der „schlechten Koordination“ – und die Krankheit, sich „unentbehrlich“ zu fühlen.
Eine neue Fassung des Grundgesetzes des Heiligen Stuhls, der „Apostolische Konstitution“, trat dann allerdings erst nach neun Jahren am Pfingsttag 2022 in Kraft. Der Tenor: Die Kurie soll stärker im Dienst des Papstes, aber zugleich auch stärker im Dienst der Ortskirchen stehen. Ein herausragendes Merkmal der Kurienreform war der Vorrang der Evangelisierung. Die bisherige Glaubenskongregation verlor ihren Primat, wurde eines unter 16 Ministerien; stattdessen entstand ein neues Dikasterium für Evangelisierung.
Die Nähe zu den Gläubigen war dem gebürtigen Argentinier immer besonders wichtig. Als „Papst zum Anfassen“ nahm er sich bei Terminen oft Zeit für persönliche Begegnungen, schüttelte Hände, ließ sich umarmen und war vor allem für Kinder ein nahbarer Papst. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt, nur einen Tag vor seinem Tod, fuhr er am Ostersonntag durch die Menge auf dem Petersplatz und segnete zahlreiche Kinder.
47 Auslandsreisen hat Franziskus in seiner Amtszeit absolviert, viele an die „Ränder der Welt“, wie er es selbst einmal nannte. Die mit insgesamt zwölf Reisetagen längste führte ihn im vergangenen Herbst nach Südostasien und Papua-Neuguinea.
Auch bei seinen Reformen hatte Papst Franziskus vor allem die Menschen im Blick, die bislang von der Aufmerksamkeit der katholischen Kirche ausgeschlossen waren. So hat er mit seiner Enzyklika „Amoris laetitia“ über Ehe und Familie 2016 einen seiner vielen Meilensteine gelegt: Für geschiedene Personen, die wieder heiraten, wurde von da an die Teilnahme an der Kommunion möglich. Selbst wenn dies nur in einer Fußnote im achten Kapitel des Schreibens vermerkt ist – der Papst hatte gesprochen.
Ende 2023 räumte der Vatikan in der Erklärung „Fiducia Supplicans“ die Möglichkeit ein, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Das Schreiben über die pastorale Bedeutung von Segnungen erregte weltweit Aufmerksamkeit und auch Protest. Vor allem die Kardinäle und Bischöfe auf dem afrikanischen Kontinent kritisierten diese Entscheidung.
Daneben nahm auch die Diskussion um die Stellung von Frauen in der katholischen Kirche im Pontifikat von Papst Franziskus viel Raum ein. Erst Anfang Januar schrieb Franziskus erneut Geschichte, als er mit der Ordensschwester Simona Brambilla zum ersten Mal einer Frau die Leitung einer Vatikanbehörde übertrug.
In den vergangenen zwölf Jahren ist im Vatikan der Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich gestiegen. Und auch außerhalb der Vatikanmauern setzte Franziskus in dieser Hinsicht Zeichen: 2016 öffnete er das Ritual der Fußwaschung an Gründonnerstag offiziell für Frauen. Seine Vorgänger hatten nur geweihten Priestern die Füße gewaschen.
Viele legten ihre Hoffnungen auf ein Diakonat für Frauen auf die von Franziskus einberufene Weltsynode, die im vergangenen Herbst zu Ende gegangen ist. Erstmals waren nicht nur Bischöfe, sondern auch Ordensvertreter und Laien bei einer Bischofssynode dabei und hatten sogar ein Stimmrecht, unter ihnen rund 50 Frauen. Doch die Frage des Zugangs zum diakonischen Dienst und somit zur Weihe wurde nicht geklärt.
Eine Kommission ist aktuell mit der Frage der Stellung der Frau in der katholischen Kirche beschäftigt und soll dem Papst – nun dem Nachfolger von Franziskus – bis Juni Ergebnisse vorlegen.