Predigttext
1 Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. 2 Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! 3 Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. 4 Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. 5 Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! 6 Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. 7 Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. 8 Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.
In Israel war ich noch nie. Die Wüste kenne ich aber. Und ich ahne, dass sich dort eine Tagesreise zu Fuß weit und beschwerlich anfühlt. Völlig erschöpft und ausgetrocknet, so kann ich mir nur vorstellen, wird Elia sich unter dem Ginster niedergelassen haben.
Auch ohne diese Wüstenwanderung hat Elia einiges hinter sich. Die biblischen Worte deuten das Morden, das er an den Propheten Baals veranstaltet hat, nur in sachlichen Worten an.
Selbst beurteilt er es jetzt anders, als noch am Tag zuvor, das lassen die biblischen Worte erkennen. Nicht nur in Lebensgefahr ist Elia, der Prophet Gottes. Auch lebensmüde ist er, nach seiner furchtbaren Tat und nach seiner kräftezehrenden Flucht.
Der Engel zeigt, was Trösten heißt
So sitzt er unter dem Ginster. Und bald schläft Elia dort ein. Ein Engel kommt, berührt ihn sacht und lässt ihm zu essen und zu trinken zurück. Dies geschieht noch ein weiteres Mal.
So wie es der Engel Gottes macht, geht Trösten, meine ich. Nicht mit großen Worten und Ratschlägen. Einfach nur da. Und mit dem helfen, was nötig ist.
Das so genannte Schiwa-Sitzen fällt mir dazu ein, die Trauerzeit, wie Jüdinnen und Juden sie in der ersten Zeit nach einem Sterbefall einhalten. Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn kommen, um da zu sein, mit Essen und Trinken zu stärken und einfach das Harte und Unerbittliche des Verlusts mit auszuhalten.
Schön, wer solche nahestehenden Menschen hat.
Was aber, wenn einer sitzt, nicht nur unter dem Ginster, und keine und keiner kommt, auch kein Engel? Dann kann es schlimm ausgehen … Und wo ist dann Gott?
Keine einfache Antwort kann es darauf geben. Und vielleicht ist dann auch nur noch die Klage möglich: Wo warst du, Gott? Warum warst du nicht da, wo es doch so nötig war?
Einer, der das Nötigste bringt
Zu Elia in der Wüste jedenfalls kommt ein Engel. Ein Engel, der da ist und das Nötigste bringt, dass die Reise für Elia weitergehen kann.
Das macht mir Mut, obwohl ich weiß, dass das nicht für alle Menschen gilt, die in ihrer „Wüste“ sitzen, erschöpft und völlig ausgelaugt.
Das macht mir Mut in den Wüstenzeiten meines Lebens.
Und auch dann, wenn Wege lang und beschwerlich erscheinen, vielleicht sogar aussichtslos.
Trösten braucht Zeit, auch das sagt mir die Geschichte Elias. Das Kraftschöpfen ist nicht durch eine einmalige Stärkung getan. Trost muss wachsen, ganz langsam.
Dann aber ist Erstaunliches möglich, vierzig Tage und vierzig Nächte ist Elia anschließend unterwegs, wie es die Bibel schildert. Er hat ein großes Ziel, den Berg Horeb, wo er Gott ganz anders erfahren wird, als er ihm meinte dienen zu müssen.
Gott zeigt sich Elia leise und durch seine Ohnmacht kraftvoll, so erfährt er es in der Felskluft am Horeb, wo er sich zunächst versteckt hält. Dann aber hinaustritt, um Gottes Nähe zu genießen.
Diese Geschichte ist für mich eine Einladung, Gott genau darin nachzufolgen.