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…was die Menschen bewegt

Vom Austräger zum Herausgeber: Persönliche Anmerkungen über das „Abenteuer des Zeitungsmachens“ und darüber, was UK für die Leserinnen und Leser sein möchte

Wie wunderbar ist es, jede Woche eine evangelische Zeitung herausgeben zu können. Damit das gelingt, sind viele Abläufe immer gleich – aber es ist dennoch nie dasselbe. Jede Woche neu überlegt die Redaktion, was die Leserinnen und Leser wohl interessiert. Was ist in den vergangenen Tagen geschehen, in Westfalen, in Deutschland, in der Welt? Wie beurteilen wir als evangelische Christen die große Politik und die kleinen Alltagsthemen? Was davon findet den Weg ins Blatt? Welche Fotos sollen die Artikel illustrieren? Gibt es diese Woche wieder Kommentare, Grafiken, Leserbriefe, einen Cartoon? Und dann geht es an die Arbeit für die nächste UK. Woche für Woche. Seit 70 Jahren. Das sind bisher mehr als 3500 Ausgaben.

Woche für Woche etwa 80 000 Leser

Von 1946 bis 1951 erschien die Zeitung alle 14 Tage. Seither gab es noch nie eine Woche ohne unsere Zeitung. Und während die Redaktion sich um die Inhalte kümmert, sorgt sich der Vertrieb um die Adressen, den Versand oder die Anzeigen. Zudem kommen aus den Kirchengemeinden sowie den westfälischen Kirchenkreisen und lippischen Klassen Texte und Bilder für die zwölf Regionalausgaben. Auch die wollen jede Woche zusammengestellt und layoutet werden. Schließlich werden alle Seiten korrekturgelesen. Und wenn dann am Dienstagmorgen alles fertig ist, laufen große Maschinen an und drucken Zeitungen, die dann bis freitags die rund 80 000 Leserinnen und Leser erreichen.
Ich freue mich immer, die frisch gedruckte Zeitung in der Hand zu halten. Jede Woche neu. Sie ist das Ergebnis vieler Überlegungen, Recherchen, Handgriffe und Absprachen. Dazu gibt es viel Kaffee und Tee. Fast ein Wunder, dass das jede Woche gelingt. Ganz sicher aber gelingt es durch die Zuverlässigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Evangelischen Presseverband.

Nicht nur kritisch, auch selbstkritisch

Hält man dann die neue Ausgabe in der Hand, fällt es auf: Was ist besonders gelungen? Welche Überschrift, welches Foto, welche Texte sprechen an? Was kann beim nächsten Mal verbessert werden? Wie sind Farben, Fotos, Druckqualität? Dazu kommen die Anrufe, Mails und Briefe der Leserinnen und Leser, die noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Zeitung und deren Inhalte haben.
Zeitung machen ist wie ein Abenteuer. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung um den richtigen Weg. Soll mehr Text auf die Seite oder lieber ein größeres Foto? Ist diese Woche Donald Trump ein Thema für den Leitartikel oder eher etwas Erbauliches zum Kirchenjahr? Manchmal wird sogar gestritten in der Redaktion. Verschiedene Ansätze und Meinungen kommen hier zusammen. Aber immer mit dem Ziel, dass am Ende etwas Gutes und Relevantes entsteht. Und dass es die Leserinnen und Leser anspricht, vielleicht auch aufrüttelt, interessiert und anregt.
Was treibt uns an, jede Woche neu? Wie die Kirche insgesamt bezeugen und kommunizieren wir das Evangelium. Und das tun wir mit unseren Mitteln: professioneller Journalismus und Kompetenz im Mediengeschäft. Durch die kirchliche Wochenpresse wird öffentlich gemacht, wie die Kirche redet und handelt. UK ist dabei unabhängig von der Institution, wenngleich die Kirchenkreise und Landeskirchen ja die Mitglieder des Presseverbandes sind. UK begleitet kirchliche Vorgänge kritisch und wirkt so am gesellschaftlichen Gespräch über christliche Themen mit. Sie beleuchtet theologische und gesellschaftliche Entwicklungen – immer aus evangelischer Sicht.
Glauben und Leben lassen sich nicht trennen. Deshalb kommt in UK alles vor, was einen Christenmenschen bewegt. Dass UK von Anfang an auch Nachrichten aus den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden gebracht hat, ist etwas Besonderes, gleichsam ein Markenzeichen.

Eine Stimme für die Benachteiligten

Es ist uns wichtig, immer auch den Benachteiligten Gehör zu verschaffen. Wir verstehen unsere Arbeit daher durchaus als „Publizistik von unten“. Die Gescheiterten und Stummen dieser Gesellschaft und dieser Welt sollen nicht in Vergessenheit geraten.
Um all das verwirklichen zu können, jede Woche neu, muss der Presseverband wirtschaftlich verantwortlich und erfolgreich handeln. Kirchliche Zuschüsse machen nur einen kleinen Teil der Einnahmen aus. Eine Zeitung braucht Leserinnen und Leser, die bereit sind, für die Leistung des Verlags etwas zu bezahlen. Darum sind wir allen dankbar, die uns die Treue halten. Und wir freuen uns über jeden, der sich neu gewinnen lässt für „Unsere Kirche“.
Unser Wunsch zum 70. Geburtstag: Sagen Sie es weiter, wenn Sie UK gern lesen! Die Zeitung lebt davon, dass sich viele für sie interessieren und den Wert und die Mühe erkennen, die in jeder Ausgabe steckt.
Als Konfirmand habe ich die UK bei Wind und Wetter ausgetragen. Das Blatt begleitet mich also selbst schon mehr als 30 Jahre. Seit 2013 darf ich den Weg der Zeitung und des Presseverbandes aktiv mitgestalten. Das ist in diesen Zeiten eine große Herausforderung, aber auch eine wunderbare Aufgabe.
Zum 70. Geburtstag gilt mein Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Presseverbandes, allen, die unsere Zeitung lesen, sowie den Landeskirchen, Kirchenkreisen und Kirchengemeinden, die uns unterstützen ohne uns zu zensieren.
So hat nicht nur die Kirche, sondern auch die kirchliche Publizistik Zukunft.
Jede Woche neu.