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Warum die ersten Menschen Adam und Eva hießen

Allzu viele Kinder sind es nicht, nur knapp 20, die sich an diesem Nachmittag in einem großen Hörsaal der Göttinger Universität zur Vorlesung von Professor Wolfgang Reinbold eingefunden haben. Aber diejenigen, die gekommen sind, wissen schon gut Bescheid, bevor es überhaupt los geht. „Es geht um Adam und Eva“, ruft ein Mädchen. „Damit kenne ich mich gut aus.“

„Wollen wir mal sehen“, sagt Reinbold. Er ist außerplanmäßiger Professor für Neues Testament an der Fakultät für Evangelische Theologie in Göttingen und dazu Beauftragter für Interreligiösen Dialog der hannoverschen Landeskirche. In dieser Funktion betreibt er den Video-Kanal „Religionen im Gespräch“ und die multimediale Radiosendung und YouTube-Seite „Religion in 60 Sekunden“. Und er ist Autor des kürzlich erschienenen Buches „Warum ist der Buddha so dick?“ Die erste Auflage war schon nach wenigen Wochen ausverkauft, die zweite ist gerade im Druck.

„Warum hießen die ersten Menschen Adam und Eva?“ So hat der Theologe seine Vorlesung an der Göttinger Kinder-Uni betitelt. An der Kinder-Uni können Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Klasse seit nunmehr 20 Jahren in Vorlesungen, Seminaren und Workshops erste Einblicke in die Welt der Wissenschaft gewinnen. „Warum hießen die ersten Menschen Adam und Eva?“ ist denn auch gleich die erste Frage Reinbolds an die jungen Zuhörer. Der Theologe hat die Veranstaltung als Quiz aufgebaut. Mit zehn Fragen, für die jeweils vier mögliche Antworten vorgegeben sind.

Warum also hießen die ersten Menschen Adam und Eva? Die meisten Kinder melden sich zu Wort, äußern Vermutungen oder raten einfach drauf los. Schließlich löst Reinbold auf: „Antwort C ist richtig“, sagt er. „Adam und Eva waren Symbolnamen“. Im Hebräischen – in dieser Sprache wurde das Alte Testament ursprünglich verfasst – bedeutet Adam so viel wie „Der aus der Erde“. Eva kann mit „Mutter des Lebens“ übersetzt werden.

„Warum ist der Freitag der Feiertag der Muslime“, will Reinbold dann von den Jungen und Mädchen wissen. Weitere Fragen lauten: „Warum ist der Halbmond das Symbol des Islam?“, „Was bedeutet das Wort Pfingsten?“ oder „Warum hatte Jesus keinen Nachnamen?“. Die Beteiligung der Mädchen und Jungen ist bei allen Themen äußerst rege, es wird kontrovers diskutiert und öfter auch mal dazwischen gerufen.

Quasi nebenbei räumt Reinbold Vorurteile ab. Etwa als er wissen will, ob der Islam das Kopftuch erfunden hat. Hat er nämlich nicht. Jüdinnen und Christinnen trugen es schon viel früher, wie der Wissenschaftler mit einer an die Wand projizierten Abbildung einer Frau aus dem frühen Christentum belegt – sie hat ihren Kopf mit einem Tuch bedeckt.

Und es gibt Fangfragen. Zum Beispiel, was das „Du sollst nicht lügen“ in den Zehn Geboten bedeutet. Heißt es, dass man nie die Unwahrheit sagen, Eltern und Geschwister nicht anlügen oder vor Gericht die Wahrheit sagen soll? Alles falsch: Dieses Gebot gibt es so in der Bibel nämlich gar nicht.

Ein ähnliches, das achte Gebot, lautet: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wieder deinen Nächsten.“ Und das, erklärt Reinbold, beziehe sich auf das Lügen vor Gericht, wo falsche Anschuldigungen schwere Folgen haben können. Im Alltag dagegen dürfe man manchmal schon ein ganz klein bisschen lügen. Wenn es beispielsweise darum gehe, jemanden durch zu schroffe Kritik nicht zu verletzen.

Und warum schließlich ist der Buddha dick? Weil das damals in Mode war? Hat er oft und viel gegessen? Oder galt das als Zeichen für Reichtum? Stimmt alles nicht, in Wirklichkeit war der Buddha gar nicht dick. „Im Gegenteil“, sagt Reinbold. „Der Buddha war Asket und hat sehr wenig gegessen.“ Dass Buddha – allen asketischen Idealen zum Trotz – oft recht füllig dargestellt wird, liegt auch daran, dass die Figur teilweise mit jener des chinesischen Glücksgottes Budai verschmolzen ist.