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Warnung vor zunehmender Radikalisierung

Kritik an Rede des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke hält an

Berlin/Erfurt/Weimar – Die Kritik an Thüringens AfD-Vorsitzendem Björn Höcke nach dessen Dresdner Rede reißt nicht ab. Kirchenvertreter und Wissenschaftler warnten vor einer zunehmenden Radikalisierung der Partei. Höckes Äußerungen zum Berliner Holocaust-Mahnmal riefen auch den Thüringer Verfassungsschutz auf den Plan: Die Behörde prüft eine Beobachtung des umstrittenen Politikers.
Höcke hatte bei einem Auftritt in Dresden mit Bezug auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin beklagt, die Deutschen seien „das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“. Deutschland befinde sich im Gemütszustand „eines total besiegten Volkes“.  
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, warnte vor einem weiteren Rechtsruck der AfD. Alle Menschen, die sich der Partei anschließen wollten, müssten sich klarmachen, wer darin eigentlich vertreten sei, sagte der bayerische Landesbischof. „Da gibt es richtige Nazis in dieser Partei“, sagte der Theologe. Von einer „gezielten parteipolitischen Provokation“ sprach Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing. Mit derartigen Äußerungen werde versucht, „den Frieden in unserer Gesellschaft subtil zu unterminieren“, so Rentzing.
Scharfe Kritik kam auch von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. „Mit Fassungslosigkeit habe ich die völlig unsinnigen Äußerungen von Herrn Höcke zum Holocaust-Denkmal in Berlin und zur Erinnerungskultur vernommen“, sagte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Bischof Ulrich Neymeyr, in Erfurt. „Das Holocaust-Denkmal ist, christlich gesprochen, ein Mahnmal der Umkehr.“ Neymeyr erklärte, das Denkmal erinnere „an einen schrecklichen Irrweg, der zur Ermordung von Millionen Menschen, die meisten von ihnen Juden, führte, und es mahnt uns, diesen Weg der Menschenverachtung nie wieder zu beschreiten“. Die Erinnerung an die Shoah und die historische Auseinandersetzung mit ihren Ursachen und Folgen „gehören deshalb unverzichtbar zur politischen Kultur Deutschlands“, betonte der Bischof. epd/KNA